Donnerstag, 26. Oktober 2017

Perle des Salzkammerguts


Der Wolfgangsee wurde vom Bischof Wolfgang aus Regensburg als Rückzugsort entdeckt, der bald darauf Pilgerströme anzog. 


Seit dem Mittelalter ist St. Wolfgang ein bedeutender christlicher Wallfahrtsort. Heute kommen auch aus allen Kontinenten Touristen in diese viel besungene Region zwischen der Festspielstadt Salzburg, Fuschlsee, der Kurstadt Bad Ischl, dem Traunsee und den Salzbergwerken Hallstatt - Bad Aussee.





Als einer von mehr als 70 kleinen und größeren Seen des Salzkammerguts, garantiert der Wolfgangsee Erholung bei vielerlei Sportaktivitäten in Kurzurlauben oder längeren Aufenthalten: Tennis, Reiten, Golfen, Schwimmen, Rudern, Segeln, Surven, Paragleiten, Ballonfahren, Fallschirmspringen, Wandern, Bergsteigen, Klettern, Schiabfahren, -langlaufen oder –touren gehen, Radfahren oder Joggen. Jedes Jahr am dritten Wochenende im Oktober starten mehrere tausend Läufer in St. Wolfgang zum 27 km - Rundlauf  durch die anderen Gemeinden am See: St. Gilgen und Strobl.





Einladende Restaurants und Jausenstationen sind reichlich vorhanden.
Im Frühling, Sommer und Herbst spiegeln die blumengeschmückten Häuser, Gärten und Wiesen die Schönheit der umgebenden Natur.


Durch die meistgespielte und verfilmte Operette mit Texten wie „Im Weissen Rössl am Wolfgangsee, da steht das Glück vor der Tür“ oder „Im Salzkammergut, da kann man gut lustig sein“ wurde die fröhliche Mentalität der Einwohner fast legendär. Zur Tradition gehören der einheitliche Stil alter Bauernhäuser, die farbenfrohen Dirndlkleider der Frauen und bestickten hirschledernen Hosen der Männer, aber vor allem das fröhliche Musizieren und Tanzen.




Kulturgeschichtlich Interessierte finden vielerlei zu entdecken um den Wolfgangsee. Wer weiß, dass die Mutter Mozarts in St. Gilgen am 25. Dezember 1720 geboren ist? Am selben Tag wurde sie in der katholischen Pfarrkirche getauft, in der 1712 Mozarts Großeltern getraut worden waren. Im Geburtshaus der Mutter, dem ehemaligen Bezirksgericht, lebte die Schwester von Wolfgang Amadeus, die Pianistin ‚Nannerl’ (Maria Anna 1751-1829), von 1784 bis 1801 als Ehefrau des Pflegers (=Richters) Johann Baptist zu Sonnenburg. Dieser war Amtsnachfolger des Großvaters von Wolfgang Amadeus Mozart.
Im Musik-Instrumente-Museum der Völker in der Aberseestr.11 in St. Gilgen erwarten große und kleine Besucher ca. 2000 Musikinstrumente, die in verschiedenen Themenführungen beeindruckend vorgeführt werden.
Im selben Kulturhaus finden wechselnde Ausstellungen bedeutender Werke der ‚Zinkenbacher Malerkolonie’ statt. Zinkenbach ist eine Ortschaft am Gebirgsbach gleichen Namens, der zwischen St. Gilgen und Strobl in den Wolfgangsee fließt und Geröll an der Mündung ablagert, wodurch der Wolfgangsee in der Mitte immer enger wird. Dort, im heute Abersee genannten Ort, fanden zwischen 1927 und 1938 bis zu 27 Landschaftsmaler, z.B. Mitglieder der Wiener Vereinigung ‚Sezession’, ein Sommer- und auch teilweise Winterquartier (Rudolf Wacker, Greta Freist, Viktor Planckh, Wilhelm Träger…). Titel der Ausstellung 2017: „Einfache Wahrheit – Meisterwerke der Zwischenkriegskunst aus der Sammlung der Österreichischen Nationalbank.“
Auch Dichter und Schriftsteller hielten sich am Wolfgangsee auf, wie zum Beispiel Marie von Ebner Eschenbach (1830-1916), die Sommer von 1889 bis 1898 in St. Gilgen verbrachte.
Auf dem Grundstück der Villa, wo sie wohnte, befindet sich heute die ‚International School St. Gilgen’ www.stgis.at.
Die Schauspieler Emil Jannings, Marika Röck, Theo Lingen besaßen je ein Wohnhaus in Strobl. 



Die überaus zahlreichen Tagestouristen gewinnen bei Führungen in die Wallfahrtskirche St. Wolfgangs einen Einblick in besonders kostbare Kunstwerke aus dem Mittelalter und aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Der 1479 fertiggestellte Flügelaltar von Michael Pacher aus Brunneck in Südtirol blieb an seinem ursprünglichen Standort vollständig erhalten.  Der barocke Doppelaltar in der Mitte der Kirche mit dem Gnadenbild des Hl. Wolfgang aus der Zeit um 1400 in einem Schrein wurde von dem „Genie, Lebemann und Schelm“ Thomas Schwanthaler (1634 – 1707) gestaltet. Die reich geschmückte Kanzel, der Rosenkranzaltar neben dem Aufgang zur Wolfgangkapelle und der ‚Schmerzensmann’ zwischen zwei Seitenaltären stammen  vom Stiftsbildhauer des Klosters Mondsee Meinrad Guggenbichler (1649-1723).
Wer klassische Musik schätzt, sollte sich die ‚Internationalen Kirchenkonzerte’ dort in den Monaten Juli, August – jeweils Sonntag abends – nicht entgehen lassen.
Bei einem Rundgang durch das Zentrum von St.Wolfgang sind Renaissancebauten und Barockmalereien zu entdecken.


Besonders in Strobl und St. Gilgen blieben Villen aus dem 19. Jahrhundert erhalten. Durch sie hielt städtische Wohnkultur in das Salzkammergut Einzug. Die Volkskultur der Region, sichtbar an Häusern, Kapellen, Wegkreuzen und Möbeln, zeigt die Natur- und Religionsverbundenheit vieler Generationen.
Bei einer Wanderung  oder Fahrt mit der Zahnradbahn auf den über 1700 m hohen Schafberg von St. Wolfgang aus erschließt sich bei Schönwetter ein überwältigender Rundblick auf Berggipfel, Gletscher, Seen und das hügelige Alpenvorland.


Zwischen den drei Wolfgangsee-Gemeinden verkehren seit 1873 Schiffe (heute 6 unterschiedliche Schiffe, das größte kann bis zu 365 Passagiere befördern). An einem der sieben Landestege auszusteigen, ein Stück am See entlang zu wandern und an der nächsten Anlegestelle wieder ein Schiff zu besteigen ist besonders reizvoll und vermittelt einen Eindruck von der reichen Vielfalt der Landschaft.



Die Freude an der Kreativität im Jahreslauf findet in der Advent- und Weihnachtszeit einen Höhepunkt. Besucher des Adventmarktes können in St. Wolfgang lebensgroße Krippenfiguren, die ein einheimischer Holzbildhauer geschnitzt hat, vor dem Pfarramt bestaunen. In Strobl wird der Adventmarkt ‚Krippendorf’ genannt.  Die  neun- bis zehnjährigen Schüler jedes Jahrgangs beginnen bald nach den Sommerferien mit Vorbereitungen für die Ausstellung ihrer selbstgebauten kleinen Krippen. In einer zweiten Krippenausstellung im Saal über der Raiffeisenbank sind alte und neue Künstler-Krippen und am See um den Musikpavillon lebensgroße Krippenfiguren zu bewundern. In St. Gilgen schweben über den Marktständen barocke Engel.



Die Schiffe verkehren auch in der Advent- und Weihnachtszeit zwischen den Wolfgangseegemeinden. Von weit sichtbar schwimmt auf dem See vor der Kirche von St. Wolfgang eine über sieben Meter hohe Laterne mit dem „Friedenslicht“.


Gastfreundliche Einwohner, gepflegte Hotels und viele Freizeitangebote rund um den See locken in den vier Jahreszeiten Besucher an den Wolfgangsee. Zum Beispiel können in einem mit moderner Wärmepumpentechnik beheizten Becken im See Gäste bei jeder Außentemperatur schwimmen.

Literaturtipp:

Der Urlauber am Wolfgangsee braucht auch auf regionale Lektüre nicht verzichten. Klaus Kurt Löffler hat heitere und spannende Detektivgeschichten geschrieben, die im Salzkammergut angesiedelt sind. Er hat die Region selbst als Urlauber erlebt und die Eindrücke in seinen Büchern verarbeitet. Seine Geschichten wenden sich an Kinder und Jugendliche, sind aber auch für Erwachsene interessant.



Klaus Kurt Löffler ist Jugendbuchautor und gibt eine Detektivreihe mit den Haupthelden Max und Micha heraus, die im Salzkammergut angesiedelt ist. Coole Junior-Detektive erwarten euch und Fälle, die das Herz öffnen. Spannend, ohne Gewalt zu verherrlichen. Die Junior-Detektive beweisen, dass zumeist schon das Köpfchen zur Lösung ausreicht. Auch der Humor kommt in den Geschichten nicht zu kurz. Ein Leseabenteuer für die ganze Familie. Bisher sind 16 Fälle als Print erschienen, ab Band 6 auch als eBook. Alle eBooks sind noch im 99 Cent Angebot. Mit KindleUnlimeted gratis.

Die Bücher können beim Verlag, im Buchhandel oder im Internethandel (z.B. Amazon) bestellt werden. Aber natürlich auch im Verkaufsshop des Autors, hier portofrei mit Widmung.

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Leseprobe *AUF DER SUCHE NACH DEM VERSCHWUNDENEN MÄDCHEN*



Kapitel 8: Nachtwache
Die Schlottermühle lag erleuchtet unter ihnen und warf einen Lichtschimmer in die stockfinstere Nacht. War die Waldschlucht schon am Tage düster und bedrückend, so wirkte sie jetzt schauerlich und bedrohlich.
In der Finsternis hatten sie den schmaler Pfad kaum gefunden, der von den Gleisen der Schafbergbahn hinunter zur Mühle führt. Taschenlampen durften sie ja nicht benutzen. Hand in Hand tasteten sie sich vor, stolperten über Steine und Baumwurzeln. Feucht, zerkratzt und zerschunden erreichten sie endlich ihren Beobachtungsposten auf der gegenüber liegenden Bachseite. Micha hatte diesen Ort gewählt, weil sie von hier aus sowohl das Gebäude als auch die zur Höhle führende Schlucht überblicken konnten.
Nun saßen sie hier, eine Ewigkeit schon, wie es schien, frierend und entmutigt. Max war froh, dass er nicht allein war. Das nahm etwas von der Beklommenheit, die als schmerzhafter Druck auf der Brust saß. Micha ging mit der Situation gelassener um. Er hatte zwar auch, »das ist ja entrisch«, gemurmelt, was so viel wie unheimlich hieß, dann aber doch eine Ruhe und Zuversicht an den Tag gelegt, die nach den Umständen nicht gerechtfertigt war.
Als es hinter ihnen im Gebüsch knackte, schreckte Max zusammen. Wer oder was nahte da? Er konnte nicht leugnen, dass ihn die Finsternis mit Angst erfüllte, zumal ihm die Geistergeschichten des kleinen Mannes noch im Kopf herumspukten. Auch seine körperliche Verfassung ließ zu wünschen übrig. Er war nass, fror und hatte vom langen Warten steife Glieder. Er verfluchte, dass er sich bei dem Wetter überhaupt auf die Sache eingelassen hatte. Dabei hätte alles ganz anders sein sollen.
»Die Nacht ist für eine Beobachtung optimal«, hatte Micha gesagt, nachdem er Mondtabellen und den Wetterbericht studiert hatte. »Wir haben Vollmond! Da ist es taghell. Und es bleibt warm und trocken.« Das war alles ein frommer Wunsch geblieben. Der Mond hatte sich hinter schwarzen Wolken versteckt, sodass man die Hand vor den Augen nicht sehen konnte. Nur ab und zu rissen sie auf und gaben eine Vorstellung davon, wie hell es eigentlich hätte sein können. Zudem war es kalt geworden. Von Zeit zu Zeit kam von oben ein leichter Schauer. Er durchdrang die Blätter des Waldes kaum, erzeugte aber eine Feuchtigkeit, die durch die Ritzen der Kleidung kroch.
An der Mühle hatte sich vorerst nichts anderes getan, als dass ein Licht nach dem anderen erlosch, bis nur noch die Außenbeleuchtung brannte. Dass sich nichts ereignet hatte, stimmte nicht ganz. Gleich nachdem sie ihren Posten bezogen hatten, war ein Bekannter aufgetaucht. Auf der anderen Uferseite war der Geologe mit seinem Rucksack zur Schlottermühle hinabgestiegen und darin verschwunden. »Was will der hier?«, fragte Max. »Abendessen«, vermutete Micha. »Wir werden sehen, wann er das Gebäude wieder verlässt.« Das war dann aber nicht mehr geschehen.
Max sah auf die Armbanduhr und musste feststellen, dass es bereits halb zwei Uhr war. Langsam begannen die Glieder zu schmerzen und die Kälte drang immer tiefer in den Körper ein. Um sich zu wärmen, stand er auf und schlug die Arme um den Leib. Er wollte gerade vorschlagen, die Sache aufzugeben, als Micha ihn herunterzog und zischte: »Kusch, da kommt jemand den Weg herab!« Max ging sofort in Deckung. In der Tat waren vorsichtige Schritte zu hören, die von oben langsam näherkamen. Der Unbekannte versuchte ebenfalls, den steilen Pfad ohne Licht zu bewältigen. Das ging nicht ohne Flüche und Schmerzenslaute ab.
Unmittelbar an dem Gebüsch, hinter dem die Beobachter steckten, machte der Weg eine Biegung nach links. Der Hang fiel hier steil in den Bach ab. Im schwachen Licht, das die Außenbeleuchtung der Mühle heraufwarf, war sie kaum zu sehen. Der Ankömmling kannte oder erkannte die Kehre nicht. Vielleicht stolperte er auch nur an der falschen Stelle. Auf jeden Fall ertönte ein Schrei und Zweige brachen.
»Pfloatsch! Jetzt haben wir ein Problem!«, sagte Micha alarmiert. »Wenn wir nicht helfen, wird er uns die Tour vermasseln.« Mit zwei Sprüngen waren sie auf dem Weg. Hilferufe zeigten, wo sie suchen mussten. Der Passant war durch das Gesträuch gebrochen, das den Felsabsturz säumte, und hing nun, mit den Füßen im Gestrüpp verfangen, hilflos über dem Abgrund. Er war gerade dazu übergegangen, alle Schutzheiligen laut um Beistand zu bitten.
»Still!«, flüsterte Micha. »Wir holen dich raus, wenn du nicht die ganze Nachbarschaft aufweckst.«
Der Verunglückte verstummte und antwortete dann in gedämpfterem Tonfall, doch immer noch voller Panik: »Aber schnell! ... Mich halten nur ein paar Zweige!«
Micha kroch mit dem Kopf voran in das Gestrüpp. Als er den Unglücksraben erreicht hatte, packte er ihn an den Fußgelenken. Dann gab er Max ein Zeichen, der die beiden vorsichtig Zentimeter um Zentimeter zurückzog. Das ging nicht ohne Schrammen ab. »Halt die Pappen!«, schimpfte Micha halblaut, als jetzt wieder lautes Stöhnen ertönte. »Sonst lass ich los!« Das wirkte und das Jammern verstummte. Endlich war es so weit, dass Micha sich hinknien und den Rest allein erledigen konnte.
»Das war Hilfe in letzter Sekunde!«, flüsterte der Gerettete dankbar. Es war zu dunkel, um auszumachen, wer es war. »Wie kann ich mich erkenntlich zeigen?«
»Indem du weitergehst und so tust, als hättest du dich selbst aus der Patsche befreit«, erwiderte Micha. »Schimpfe und lamentiere halblaut weiter, damit man merkt, dass du dich entfernst ... Und bleib dann weg und gibt Ruhe.« Der Pechvogel zögerte noch. Erst als Micha hinzufügte: »Nun schleich dich!«, rappelte er sich auf und hinkte den Weg hinab, wo er kurze Zeit später die Brücke passierte. Im Licht der Hauslaterne erkannten sie ihn. Es war der kleine Mann mit Regenmantel und Baskenmütze, den sie am Montag kennen gelernt hatten.
»Es scheint tatsächlich ein Fluch auf ihm zu liegen«, lachte Max. »Jedes Mal, wenn wir ihn sehen, hat er einen Unfall ... Und es wird schlimmer.«
»Ich frage mich, was er bei diesem Wetter des Nachts in der Schlucht will«, erwiderte Micha. »Er sollte von solchen Abenteuern langsam die Nase voll haben.«
»Hoffentlich hat er uns nicht alles verdorben«, bemerkte Max. Das war nicht ehrlich. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte man die Sache sofort abgebrochen.
»Das werden wir gleich sehen«, gab Micha zurück. »Ich schlage vor, wir warten noch eine halbe Stunde.«
Max nickte missmutig. Micha hatte Recht. Sie hatten ihre Anwesenheit wohl nicht verraten. Der Lärm hatte sich auf ein Mindestmaß beschränkt. Wenn Ruhe eingetreten war, würde sich dort unten vielleicht doch noch etwas tun.
Dann ging alles überraschend schnell. Als Micha ihn am Ärmel zupfte, sah Max es auch: Eine dunkle Gestalt kam mit einem Sack auf der Schulter um die Schlottermühle herum. Sie war in einen langen Mantel gehüllt und hatte einen breiten Hut tief ins Gesicht gezogen. Es schien ein Mann zu sein. Mehr war im trüben Schein der Hauslaterne nicht zu erkennen. Von der Größe her konnten es der Wirt, Zigahn oder auch der Geologe sein.
»Er kommt herauf«, flüsterte Micha, »wir postieren uns besser etwas höher, um zu sehen, wo er hingeht.« Die Jungen huschten den Weg hinauf, durch die Kehre von der Einsicht von unten geschützt. Oben am Bahndamm, wo der Pfad ein Stück an den Gleisen entlangführt, versteckten sie sich im Gebüsch. Zum Glück drang gerade das Mondlicht durch die Wolken, sodass die Beobachtung erleichtert wurde. Es dauerte nicht lange, bis der Vermummte ankam. Er schien jemanden zu erwarten; denn er machte ebenfalls am Bahnkörper Halt, setzte seinen Sack ab und sah prüfend in die Runde. Dann ließ er eine Taschenlampe aufblinken und schaute auf die Armbanduhr. Kurz darauf wurde in der Ferne das leise Dröhnen von Rädern hörbar.
In der Dunkelheit leuchteten plötzlich zwei gelbe Augen auf, die einen milchigen Schein auf die Schienen warfen, während die Maschine ihre Geschwindigkeit drosselte. »Eine Draisine«, erklärte Micha leise. »Man braucht sie für Reparaturarbeiten.« Als das Gefährt das Versteck der Jungen passiert hatte, hielt es an. Ein Lichtkegel suchte den Schienenrand ab und eine Stimme rief halblaut in gebrochenem Deutsch: »Miron, ... du da?«
Der Vermummte trat an das Gleis heran. »Lösch das Licht. Wir können keine Zuschauer gebrauchen!«
»Kein Angst! ... Niemand da in Nacht schwarzer!«, lautete die unbekümmerte Antwort.
»Ich weiß nicht! ... Vor kurzem kam ein Passant entlang. Außerdem war es mir so, als hätte ich zwei Schatten den Weg hinaufhuschen sehen. Mach besser das Licht aus.«
Darauf verlöschten die Lampen des Fahrzeugs schlagartig. »Dann wickeln ab wir Geschäft schnell«, sagte der Ausländer auf der Draisine beunruhigt und wesentlich leiser. »Wo ist Ware?«
»Hier!« Der Vermummte fasste in den Sack.
In diesem Moment ging ein Scheinwerfer an und eine Lautsprecherstimme rief: »Hier spricht die Zollinspektion! Lassen Sie den Sack fallen und nehmen Sie die Hände hoch! Vorsicht: Es wird scharf geschossen!«
Die Männer standen einen Moment wie versteinert. Dann warf der Ausländer auf der Draisine den Motor an und fuhr mit voller Beschleunigung wieder rückwärts den Berg hinauf. Gleichzeitig sahen die Jungen dort, wo der Komplize mit Hut stand, einen Mündungsblitz und hörten ein Krachen. Micha gelang es noch, Max von den Beinen zu reißen. Der Kerl feuerte die Pistole noch ein zweites Mal ab, sprang dann mit einem Satz in den Wald und brach bergabwärts - mehr rutschend als laufend - durch das Unterholz.
»Das war knapp«, sagte Max, als er sich vom Boden aufraffte. »Ich habe nicht damit gerechnet, dass die Bande gleich schießen wird. Aber wo bleibt die Zollinspektion?«
Micha lachte: »Die hat sich durch mich vertreten lassen.«
»Durch dich vertreten lassen?!«, wiederholte Max verblüfft. »Heißt das, DU hast gerufen? ... Aber der Lautsprecher und der Scheinwerfer!«
»Ich hatte mich für alle Fälle damit ausgerüstet. Du hast dich ja über meinen großen Rucksack gewundert.«
Micha öffnete dann den sichergestellten Sack. »Sieh da!«, sagte er nach einer Untersuchung ... »Zigaretten aus Osteuropa ohne Banderole! Da haben wir Entführer gesucht und Schmuggler gefunden. Aber vielleicht hängt es zusammen.«



©byChristine Erdic