Mehr
als 3000 Sonnenstunden im Jahr, paradiesische Sandstrände, zerklüftete
Felslandschaften, Badebuchten, weißgekalkte Häuser und kunstvoll gearbeitete
Schornsteine - das Erbe der Mauren – sowie eine gastfreundliche Bevölkerung: Die
Algarve ist eine der beliebtesten Urlaubsregionen in Portugal und
ganzjährig ein tolles Reiseziel. Im Sommer kann es tagsüber schon mal
richtig heiß werden, doch in der Nacht sorgt der Atlantik für angenehme
Abkühlung. Auch im Winter wird es selten kälter als 15 Grad.
Faro ist die Hauptstadt der Algarve.
Hier befindet sich auch der Flughafen.
Faro
ist eine geschichtsträchtige Stadt. Besonders sehenswert sind die historische
Stadtmauer, die Kirche Capela dos Ossos, die Kathedrale von Faro und
die Cidade Velha – Faros Altstadt.
Etwas
außerhalb der Stadt liegt der Naturpark Ria Formosa. Das ist eine
Lagunenlandschaft direkt am Meer. Hier leben Flamingos und Kraniche. Eine
Bootsfahrt sollte man sich nicht entgehen lassen.
Lagos ist die wohl beliebteste Stadt
an der Algarve. In der Altstadt gibt es Restaurants, Cafés und Läden
zum Shoppen. Für junge Leute ist Lagos vor allem wegen seines Nachtlebens ein
Spitzenreiter. Hier gibt es aber auch bizarre orangefarbene Felsformationen im
Meer und wundervolle Badebuchten mit feinem weißem Sand.
Wer
es beschaulicher und ruhiger mag, ist in Tavira
gut aufgehoben. Verwinkelte Gassen mit dem in Portugal berühmten
Kopfsteinpflaster, mit Azulejos (blauen Kacheln) verzierte Häuschen
und Lokale mit portugiesischer Hausmannskost sind eine willkommene Abwechslung
zum Massentourismus.Tavira bietet tolle Sandstrände sowie die Möglichkeit zu Ausflügen in
die umliegenden Dörfer.
Monte Gordo ist ein bei den Portugiesen sehr
beliebter Badeort unmittelbar an der spanischen Grenze. Hier lassen sich
Badeurlaub an ausgedehnten Sandstränden und Ausflüge ins benachbarte Andalusien
wunderbar miteinander verbinden.
Carvoeiro ist eigentlich mal ein altes Fischerdorf
gewesen, hat sich inzwischen aber vor allem zu einem Ferienort für Familien mit
Kindern entwickelt. Für jedes Alter werden hier Aktivitäten angeboten.
Die flachen Strandbuchten laden auch die Kleinsten zum Plantschen ein. Für
Größere bieten sich der Wasserpark Slide and Splash, der
Meerespark Marinezoo oder eine Bootsfahrt zur Benagil-Höhle an.
Sagres ist nur ein kleiner Fischerort am Ende
Europas. Doch hier endet der Kontinent - und die Klippen fallen steil ins Meer.
Der Ort
ist umgeben von einer geradezu mystischen Landschaft: Raue stürmische Winde und
hochspritzende Gischt beherrschen das Bild.
In
Sagres gibt es aber auch windgeschützte Strände am Fuße der Steilklippen.
Im
Winter ist das Meer hier ein Paradies für Surfer aus der ganzen Welt.
Und
noch etwas Geschichtliches: Es gab eine Zeit, da blickte die halbe Welt auf Sagres:
Prinz Heinrich der Seefahrer wohnte nämlich hier und verhalf Portugal dazu, eine
der größten Seefahrernationen zu werden. Durch ihn wurden weite Teile des
afrikanischen Kontinents entdeckt. Er legte den Grundstein für die Entdeckung
Amerikas. In Sagres soll er ein wissenschaftliches Zentrum gegründet haben und
Forscher aus aller Welt trugen hier ihr Wissen zusammen.
Die
Befestigungsanlage Fortaleza de Sagres aus dem 17. Jahrhundert mit ihrer
kleinen Kapelle ist auf jeden Fall eine Besichtigung wert.
Loulé liegt etwa 20 Kilometer von Faro entfernt
im Inland. Von montags bis samstags findet hier in einer schönen Markthalle im
arabischen Stil der Markt von Loulé statt. Obst und Gemüse, Handwerkskunst,
Souvenirs und vieles mehr gibt es hier zu kaufen.
Zur
Faschingszeit geht in den Gassen die Post ab: Der Karnevalszug Concurso
Carnavalesco veranstaltet seit über 100 Jahren die größte Faschingsfeier
entlang der Küste. Die Paraden mit Menschen in aufwendig gefertigten
Kostümen sollte man sich keinesfalls entgehen lassen.
Kulinarisches
Portugals
Küche hat einiges an leckeren Fleischgerichten, Bohneneintöpfen mit
Knoblauchwurst und Süßspeisen zu bieten.
Tipp:
Probieren Sie auf jeden Fall auserlesene Meeresfrüchte wie Brasse, Stockfisch, Seezunge,
Schwertfisch, Thunfisch, Sardinen und diverse Tintenfischspezialitäten.
Ein
besonderer Gaumenschmaus sind die aus Kuh-, Ziegen- und Schafsmilch
hergestellten Käsesorten wie der Queijo Regional Saloio.
Doch
nun: Boas ferias em Portugal!
Buchtipp
Das Leben ist ein Arschloch - und ich
stecke mittendrin
Christine
wächst bis zu ihrem siebten Lebensjahr recht frei in einem Dorf in
Niedersachsen auf. Mit dem Umzug in die Stadt muss sie sich völlig neuen
Anforderungen stellen. Bei ihren schon etwas betagteren Eltern, die nicht viel
von antiautoritärer Erziehung halten, stößt sie mit ihrem Verhalten oft auf
Unverständnis und Ablehnung. Konflikte sind vorprogrammiert. Anekdoten aus dem
Leben eines eigenwilligen Kindes, ehrlich und humorvoll von der Autorin zu
Papier gebracht.
ISBN-13
: 978-3748194248
Leseprobe
aus dem Buch
Interrail
Meine
Schulzeit näherte sich unaufhaltsam ihrem Ende. Als wir das 18. Lebensjahr
vollendet hatten, beschlossen wir, in einer Gruppe von fünf Mädels die Welt zu
erkunden. Das hieß im Klartext: Wir machten Interrail. Interrail war damals der
letzte Schrei. Für knapp 400 D-Mark konnte man große Teile Europas auf dem
Schienennetz bereisen. Die Staaten des
damaligen Ostblocks waren natürlich ausgenommen. Also ging es in froher Erwartung
gleich zu Beginn der Sommerferien los - über Holland und Belgien nach
Nordfrankreich. Ausgerüstet waren wir mit Traveller-Rucksäcken - meiner in knalligem Orange - , Zelten,
Schlafsäcken, Zahnbüsten, den nötigsten Klamotten, Badelaken, Bikinis,
Sonnenmilch, Rai in der Tube zum Reinigen unserer Wäsche und sogenannten
Traveller-Checks, die man problemlos überall in Bargeld eintauschen konnte.
Damals gab‘s noch keine Euro, und so benötigten wir in Frankreich Francs, in
Spanien Peseten und in Portugal Escudos.
Erste
Station war St. Malo in Nordfrankreich, wunderschön am Meer gelegen. Nach einer
kühlen Nacht im Zelt, in dem innen das Kondenswasser nur so hinunterlief,
nahmen wir den nächsten Zug nach Paris und von dort direkt nach Lissabon.
Hallo, das war ja gar nicht fremd hier! Ich hatte ein Deja Vu, alles war mir so
vertraut, die Menschen, die Sprache, die alten Gebäude.
Weiter
ging es Richtung Algarve mit den Zielen Faro und Tavira. Der Zug fuhr im
Schritttempo, der gutmütige Schaffner erlaubte es uns, auf den Trittstufen zu
sitzen, während draußen langsam die Obstbäume an uns vorbeizogen. Es war
wunderbar warm, den anderen fast schon zu heiß, und wenn der Zug mal länger auf
freier Strecke hielt, konnten wir uns Birnen von den Bäumen pflücken. Und dann
die Palmen, die kleinen weißen Häuser im maurischen Stil mit den kunstvoll
gearbeiteten Schornsteinen, der feine helle Sand unter meinen Füßen. Ich war im
Paradies gelandet, so empfand ich es damals. Portugal war zu der Zeit noch
nicht von Touristen überlaufen, die Einheimischen waren hilfsbereit und
aufgeschlossen. Viele jüngere Portugiesen sprachen Englisch, und man kam
schnell ins Gespräch. Wundervolle fünf Wochen lagen vor uns, die leider viel zu
schnell vergingen.

Im
nächsten Sommer gab es die ersehnten Abschlusszeugnisse - mein Vater glänzte
bei der feierlichen Übergabe in der Aula wieder mal durch Abwesenheit - und
direkt danach ging es los. Die Rucksäcke hatten wir bereits dabei. Diesmal
bestand unsere Gruppe nur aus drei Mädels. Das erste Ziel war ein Campingplatz
nahe Bordeaux - am Wald gelegen mit wunderschönem Sandstrand. Das Meer dort war
allerdings ziemlich tückisch, der Atlantik halt. Mit einer Luftmatratze wagten
wir uns trotzdem zu zweit hinaus, während die andere Freundin Fotos von uns
schoss. Eine Welle türmte sich plötzlich auf, so hoch wie eine Mauer. Kurz
darauf überschlugen wir uns auch schon mehrmals im Wasser, wurden dann aber zum
Glück völlig benommen an Land gespült. Freundin und Luftmatratze trugen keinen
Schaden davon, aber ich hatte mir durch die rasante Landung auf den
Kieselsteinen einige Schürfwunden zugezogen. Danach hatten wir keine Lust mehr,
hier noch einmal zu baden. Also zogen wir kurzerhand weiter nach Portugal.
Wir
erwischten in Bordeaux einen Zug, der mit spanischen Gastarbeitern bereits
überfüllt war, und mussten die Nacht im Stehen schlafen. Ich hatte es erst im
Sitzen versucht, bis mir eine Frau mit ihrem spitzen Pfennigabsatz auf den
Handrücken trat. Den Proviant hatten wir nicht gut berechnet, zumal mein
Milchreis aus der Dose ungenießbar war. Wir mussten uns am letzten Tag eine
gummiartige Stange Baguette teilen, da nichts anderes mehr übrig war. Zu guter
Letzt schwappte auch noch das Klo im Zug über, und die stinkende Brühe lief
durch den ganzen Gang.
In
Lissabon auf dem Hauptbahnhof klappte eine meiner Freundinnen zusammen - der
Zug war klimatisiert, hier aber traf sie die südliche Sommerhitze nun mit all
ihrer Wucht. Auf Geheiß des Beamten füllte ich ihre Einreiseformulare aus und
unterschrieb dieselben auch für sie. Nach einer Nacht in Lissabon ging die
Reise nach Tavira weiter und von dort aus zu einem sehr schönen feinsandigen
Campingplatz in Monte Gordo, den damals nur Einheimische nutzten. Sagres am
Südwestende Europas sparten wir uns, nachdem im Jahr zuvor unsere Zelte im
stürmischen Wind fast abgehoben wären.
Wir
fanden auf dem Campingplatz schnell Freunde unter den hilfsbereiten und
kontaktfreudigen Portugiesen. So machten wir Bekanntschaft mit einer Familie,
bei der wir sogar für eine Woche in eine andere Stadt nördlich von Lissabon
eingeladen wurden, nahmen an einem Burgfest teil und hielten einen leeren
Reisebus an, um nachts zum Campingplatz zurück zu fahren. Trampen war damals in
Portugal nichts Außergewöhnliches, allerdings riet man uns strikt davon ab,
dies auch in Spanien auszuprobieren.
Einmal
stoppten wir zwei Portugiesen in ihrem kleinen Wagen. Wir saßen zu dritt hinten
eingequetscht, als eine meiner Freundinnen plötzlich merkte, dass innen die
Türgriffe fehlten. Entgeistert sahen wir uns an. Die ganze Fahrt über hatten
wir ein mulmiges Gefühl. Wie waren wir froh, als wir endlich am Ziel ankamen
und der Beifahrer, der die ganze Zeit über kein Wort gesprochen hatte, uns die
Türen öffnete!
Ein
anderes Mal trampten wir zu fünft und wurden quasi übereinandergeschichtet. Das
Auto war winzig, aber die Fahrt zum Glück auch nicht allzu lang.
Wenn
es etwas zu verhandeln oder zu kaufen galt, wurde ich vorgeschickt. Und ich
fühlte mich ja sowas von heimisch, es fiel mir leicht, die Sprachlaute zu imitieren
und mir neue Wörter einzuverleiben.
So
ging ich dann auch wohlgemut zum Kiosk, um drei Eis zu erstehen.
„Dois
Krispi, se fas favor! (Bitte drei Krispi!)”, verlangte ich freudestrahlend.
Mit
dem Wortschwall des Mannes hinter der Theke hatte ich allerdings nicht
gerechnet.
Freundlich
sah er mich an, während ich nur verlegen die Schultern zuckte.
„Tu
es Portuguesa?“, fragte er schließlich lachend. Ich verneinte: „Não, Alemã
(Nein, Deutsche.).“
Aber
hier musste mir wirklich nichts peinlich sein. Die Leute freuten sich ja über
jedes Wort, das man in ihrer für uns anfangs so urig klingenden Sprache von
sich gab. Ich blühte in jenem Urlaub regelrecht auf.
Leider
ging die schöne Zeit viel zu schnell vorbei, wir mussten irgendwann wieder
zurück. Als der Zug langsam an den Plantagen Richtung Norden vorbeizockelte,
wurde ich ganz melancholisch. Ich ahnte, das war Saudade, fest verankert in der
portugiesischen Seele - diese ewige Sehnsucht nach etwas, das unerreichbar war.
„Ich wünschte, ich könnte mich an den Bäumen dort festhalten. Geht es euch auch
so?“
Meine
Freundinnen schüttelten verständnislos den Kopf. Nein, sie freuten sich auf zu
Hause. Viel zu lange schon hatten die Armen Bihunsuppe und Fischstäbchen
entbehren müssen.
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Buchtipp für Kinder
Mit Nepomuck auf Weltreise
Wie
funktioniert eigentlich ein Heißluftballon, und wie leben die Eskimos heute?
Was passiert, wenn ein norwegischer Kobold auf einen irischen Leprechaun
trifft, und was kann man im Karina-Verlag so alles anstellen? Begleitet den
lustigen Kobold Nepomuck auf seinen Reisen durch Europa, Asien, Amerika, Afrika
und Australien und lernt Menschen, Tiere und verschiedene Kulturen hautnah
kennen. Folgt ihm auf den Spuren der Hobbits, und werft mit ihm seinen ersten
Bumerang. Die tollsten Abenteuer warten auf euch, denn wo Nepomuck sein Unwesen
treibt, da wird es nie langweilig!
ISBN-13
: 978-3755717102
Leseprobe
aus dem Buch
Menina
und Menino
„Komm
schon, Nepomuck”, ruft Menino und läuft voraus. Eigentlich heißt er Mateo, aber
Nepomuck findet „Menino“ schöner, was „kleiner Junge“ bedeutet. Menina heißt ja
auch eigentlich Helene-Antonia – viel zu lang! – und so nennt er sie einfach
„kleines Mädchen“. Die beiden – 8 und 7 Jahre alt – überragen den Koboldjungen.
Deshalb drehen sich die Portugiesen auf der Straße jedes Mal verwundert um und
schmunzeln amüsiert, wenn der Winzling „Menina“ und „Menino“ ruft.
Jetzt
befinden sie sich gerade im „Portugal dos Pequenitos“ (Portugal der Kleinen).
Hier sieht man Häuser, Kirchen und sogar Burgen und Paläste, die den echten
Gebäuden wirklichkeitsgetreu nachgebildet wurden. Stellt sich ein Erwachsener
in das Erdgeschoss eines dieser Bauwerke, kann er im oberen Stockwerk aus dem
Fenster schauen. Für Nepomuck dagegen ist dieser Maßstab gerade richtig, und
ihm gefallen die weißen und pastellfarbenen Bauten mit den kunstvollen
Verzierungen und den schönen Schornsteinen. Mit einer Miniaturbahn kann man
sogar über das Gelände fahren.
„Lehn
dich lieber nicht zu weit über das Gitter“, warnt die Mutter den vorwitzigen
Kobold, der auf einem Balkon herumturnt.
Dann
ist es auch schon an der Zeit, diesen Ort wieder zu verlassen. Schade, aber sie
wollen ja noch die Universität mit der eindrucksvollen Bibliothek besichtigen,
denn Coimbra gilt als alte und ehrwürdige Universitätsstadt.
Nepomuck
zuckt heftig zusammen, als ganz in der Nähe plötzlich ein langgezogener Gesang
erschallt.
„Das
nennt man ‚Fado’“, erklärt Menina ihm. „Hier singen die Studenten einfach so
auf den Straßen und Plätzen.“ Nepomuck betrachtet den jungen Sänger in seinem
dunklen Gewand und wundert sich, dass hier alle so gut singen können. Der
Gesang schallt ihnen durch die engen Gassen nach. Aber es klingt irgendwie
traurig, findet der Kobold, ganz anders, als die
lustigen
Lieder aus meinem Heimatdorf in Norwegen.
„In
Lissabon gibt es sogar ganz berühmte Fadolokale“, wirft Menino ein. Nepomuck
bemüht sich mit seinen kurzen Beinen, die vielen Stufen zur Universität zu
erklimmen, während ihm die melancholische und doch irgendwie schöne Stimme noch
in den Ohren klingt.
Währenddessen
erfährt er, dass diese Universität die älteste in Portugal ist – sogar eine der
ältesten Europas. Von hier oben bietet sich ein wunderbarer Blick über die
Stadt. Der Kobold mag das historische Gebäude – vor allem die altertümliche
Bibliothek mit ihren Verzierungen und kunstvoll geschnitzten Regalen
hinterlässt in seiner Erinnerung einen bleibenden Eindruck.
„Hier
werden wir später auch studieren“, verkündet Menina stolz, und Nepomuck
verspürt fast ein wenig Neid.
Am
nächsten Morgen geht es schon vor Sonnenaufgang los. Es sind Sommerferien, und
die verbringt die Familie jedes Jahr am Meer – an der Algarve, im Süden des
Landes. Die Kinder sitzen auf der Rückbank des Autos, die Eltern vorn, und fest
angekoppelt schaukelt der Wohnwagen hinterher.
Nepomuck,
noch schrecklich müde, verschläft die halbe Fahrt. So verpasst die Schlafmütze
auch die Hauptstadt Lissabon und erwacht erst, als die Eltern eine
Frühstückspause einlegen. Dafür lässt er sich jetzt aber leckeren Kakao und
sein „paozinho“ – sein Brötchen – schmecken: dick mit Marmelade bestrichen!
Inzwischen
ist die Entfernung zum Campingplatz gar nicht mehr so groß. Der liegt direkt an
einem breiten Sandstrand. Schnell ist ein schattiger Platz für den Wohnwagen
gefunden. Nepomuck erforscht neugierig das Innere des Anhängers: Eine kleine
Küche, eine halbrunde Bank mit festgeschraubtem Tisch und 2 Schlafkojen
übereinander. Zu der oberen gelangt man über eine steile Trittleiter. Neugierig
schielt der Kobold hinauf.
„Ihr
Kinder schlaft unten“, zerstört Mutters Stimme seine aufkeimenden Hoffnungen.
„Damit du nicht hinunterfällst“, fügt sie lächelnd hinzu. Schon wieder auf
Achse inspiziert Nepo die Duschvorrichtung in der kleinen Kabine und das
chemische Campingklo. Dann erklären die Eltern jedoch, dass sie Bad und
Toilette auf dem Platz benutzen werden, das sei einfacher.
Draußen
herrscht inzwischen eine unglaubliche Hitze. Die Kinder möchten zur Abkühlung
zwar gerne sofort ins Meer springen, aber das ist in der Mittagszeit nicht
ratsam. Also nimmt die Familie im Schatten der grünen Pinien, deren Form
Nepomuck an große Pilze erinnert, eine Mahlzeit aus Brot mit würzigem Käse ein.
Nepomuck schmatzt und kaut.
„Der
ist aber lecker“, lobt er und lässt sich ein weiteres Stück von dem riesigen,
goldgelben Käserad abschneiden. Nepomuck stellt fest, dass dieser Käse auf der
Zunge zergeht, so cremig ist er.
„Tja,
das ist ja auch eine Spezialität. Er wird auf ganz besondere Art aus Ziegen-
und Schafsmilch hergestellt“, erläutert der Vater.
Danach
grinst der Koboldjunge, denn der Vater begibt sich mit dem schmutzigen
Geschirr, Abwaschschale, Schwamm und Trockentuch ausgerüstet in Richtung
Waschhaus.
„Lach
du nur! Du kommst auch dran, das geht hier reihum“, schmunzelt der über die
Schulter hinweg.
Am
späten Nachmittag brechen sie endlich zum Strand auf.
Aber
die rote Fahne ist gehisst, das bedeutet gefährlichen Seegang, und so bleiben
sie am Rand und bauen eine Sandburg. Das macht zwar auch Spaß, bringt aber
wenig Abkühlung.
Am
Abend treffen drei ältere Mädchen mit Rucksäcken auf dem Campingplatz ein,
Nepomuck beobachtet voller Staunen, wie sie ihre Bündel abschnallen.
„Das
sind Schlafsäcke und ein Zelt“, erklärt ihm der Vater. Nachdem die Mädel ein
wenig ratlos vor der Plane und einem
Beutel mit Zeltzubehör stehen, fragt er, ob er ihnen behilflich sein kann. Die
drei verstehen aber kein Portugiesisch und legten den weiten Weg aus
Deutschland mit dem Zug zurück. Mit Feuereifer beginnt Nepomuck nun zu
dolmetschen. Schließlich hat er einmal ein halbes Jahr in Deutschland verbracht
– und Kobolde lernen Fremdsprachen schnell. Auch solch ein Zelt kennt er
bereits. Sachkundig holt der Vater einen Hammer, um die „Heringe“ –
Metallhaken, die das Zelt auf dem Untergrund verankern – in den Boden zu
klopfen, denn ausgerechnet dieses wichtige Werkzeug haben die Mädchen
vergessen. Auch Kocher und Beleuchtung haben sie nicht mitgenommen. Doch mit
Hilfe der netten Portugiesen ist das Zelt schnell aufgebaut. Hinterher werden
die Deutschen gleich noch zum gemeinsamen Abendessen eingeladen.
Enttäuscht
stellt Nepomuck fest, dass es gegrillte Sardinen gibt. Na ja, der Qualm des
Grills verscheucht aber wenigstens die lästigen Mücken.
„Die
kommen vom Fluss Mondego und stechen ganz gemein. Letztes Jahr musste ich
deshalb sogar zum Arzt!“, erzählt Menino aufgeregt.
Dem
Fisch verabscheuenden Kobold vergeht mit Blick auf seinen Teller der Appetit. Warum nur essen die Leute überall Fisch,
egal wohin ich reise?
„Ist
vielleicht noch etwas von dem Käse übrig?“
Da
stellt sich heraus, dass eines der Mädchen auch lieber ein Käsebrot essen
würde, und gutmütig bringt die Mutter alles herbei. Eine Flasche Rotwein macht
unter den Erwachsenen die Runde, aber Nepomuck, Menina und Menino halten sich
natürlich an Wasser. Trotzdem werden sie bald schläfrig und kuscheln sich zufrieden
in die untere Koje des Wohnwagens.
Am
Morgen wird Nepomuck früh durch Gebell geweckt. Ein neuer Nachbar mit einem
großen Mischlingshund ist angekommen. Der begrüßt sogleich zutraulich alle
Anwesenden.
„Ein Hund ist der beste Freund eines Mannes,
sagt man in Portugal. Deshalb habe ich ihn auch ‚Amigo’ genannt – das bedeutet
‚Freund’ auf Portugiesisch“, lächelt Pedro, der Neuankömmling, als Nepomuck den
Vierbeiner streichelt, und reicht dem Tier einen Stoffbeutel mit Kleingeld.
Staunend beobachtet der Kobold, wie Amigo den Beutel vorsichtig davonträgt.
„Wofür
ist das Geld?“
„Amigo
holt mir morgens immer Brötchen“, antwortet Pedro ihm.
„Was?
Das glaub ich nicht!“ Nepomuck rennt neugierig hinter dem Hund her.
Tatsächlich, in der kleinen Bäckerei auf dem Campingplatz wird dem pelzigen
Boten der Beutel abgenommen und Geld gegen Brötchen getauscht! Behutsam trägt
der kluge Vierbeiner die knusprige Fracht zu seinem Herrchen.
Pedro
lacht. „Das ist hier nichts Außergewöhnliches. Amigo übernimmt diese Aufgabe
seit Jahren wie viele andere Hunde auch.“
Nun
wird es für Nepomuck Zeit zum Frühstück, die anderen warten schon am gedeckten
Tisch. Danach geht es wieder zum Strand. Unterwegs grüßt jeder jeden mit „Bom
dia“ (guten Tag). Nepomuck findet, dass die Portugiesen ein höfliches und
hilfsbereites Volk sind.
Diesmal
dürfen er und die Kinder im seichten Wasser plantschen, und der Vormittag
vergeht viel zu schnell. Nepomuck murrt protestierend, als sich der Strand in
der Mittagshitze leert: „Ich bleibe noch hier und komme später nach!“
Der
Vater lacht nur, und Menina sagt: „Nepo, du bist verrückt.“
Nepomuck
streckt sich wohlig im Sand aus, doch der wird unter der glühenden Sonne immer
heißer. Nach einer Weile wird dem Sonnenanbeter ganz mulmig, und er schleppt
sich benommen zum Wohnwagen. Menino prustet bei diesem Anblick los.
„Wie
siehst du denn aus? Du hast ja einen Sonnenbrand, Nepomuck!“
Fassungslos
betrachtet der Kobold sein rotes Gesicht im Spiegel. Als er es mit den Fingern berührt,
schmerzt es. Das ist wohl die Strafe, denkt er zerknirscht und muss so manche
kleine Stichelei über sich ergehen lassen. Vorerst ist er dazu verurteilt, nun
im Schatten zu bleiben. Doch Kobolde verfügen über eine robuste Natur, und nach
zwei Tagen darf auch Nepomuck wieder im Meer baden, allerdings verhält er sich
jetzt vorsichtiger und achtet darauf, immer gut eingecremt zu sein.
Es
wird eine schöne Ferienzeit, obwohl ihm ein Badetuch irgendwie abhanden kommt
und ihm beim pflichtgemäßen Abwasch – wozu er einen Hocker benutzt, um an das
Becken heranzureichen – ein Teller zu Bruch geht.
Als der Vater zum Schluss wissen möchte, was
ihm denn in Portugal am besten gefallen habe, denkt Nepomuck natürlich sofort
an den schmackhaften Käse.
Aber
seine Antwort ist ganz höflich, fast wie die eines kleinen Portugiesen:
„Mir
hat eigentlich alles gut gefallen.“ Und das ist nicht gelogen!
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©byChristine
Erdic
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