Samstag, 20. Mai 2023

Die unheimliche Seite von New Orleans

 

New Orleans in Louisiana, von den Einheimischen kurz und liebevoll Nola genannt, ist vor allem durch seinen weltberühmten Jazz bekannt.




Der Jazz zwischen 1890 und 1930 wird als New Orleans Jazz bezeichnet. Er kam aus der gleichnamigen Stadt und entstand aus den ursprünglichen Street Bands, die oftmals auch Trauermärsche begleiteten. Der Ragtime ist eine stark afro-amerikanische Musiktradition, die ebenfalls einen großen Teil zum New Orleans Jazz einbrachte. Eine dazu gehörige Stilart ist der Creole Jazz, der in den französischen Vierteln sich gleichzeitig entwickelte und bei dem man die spanischen, französischen und lateinamerikanischen Musikrichtungen und Tanzstile stark heraushörte. Aus dem New Orleans Jazz entwickelte sich später der Dixieland Jazz. In den 1940er und 1950er Jahren kam ein Revival auf, der New Orleans Revival. Mitte der 1960er Jahre schwappte ein großes Interesse am Jazz nach Europa, Australien und Japan, was sich mit dem Jazz aus den Südstaaten beschäftigte.

Zu den wichtigsten Band gehören Louis Armstrong, Joe King Olivers, Jelly Roll Morton und viele andere weltbekannte Stars.




 (Quelle: https://www.jazz-in-ulm.de/)

 


Doch da gibt es noch andere Dinge, eine dunkle Seite …

Gut 60 % der Einwohner von New Orleans sind Afroamerikaner und die afro-karibische Kultur begegnet einem hier auf Schritt und Tritt.

Die Toten dieser Stadt scheinen nie zu schlafen ...




So werden dem Touristen dann auch verschiedene Ghost- und Gruseltouren offeriert, die zu Fuß oder auch per Bus angeboten werden. Spektakulär sind die Friedhofstouren, an einer nahmen wir selber teil – das hat schon was – und Walking-Touren durch die Stadt zu Spukhäusern und verfluchten Orten.




Nola wird regelmäßig zumindest teilweise vom Mississippi überflutet, da die Stadt niedriger liegt als der Fluss. Daher sind viele Menschen oberirdisch in Gräbern und großartigen Monumenten beigesetzt, die zusätzlich für eine mystische Atmosphäre sorgen.




Der St. Louis Cemetery Number One beherbergt übrigens auch die letzte Ruhestätte der bekannten Voodoo-Priesterin Marie Laveau.

Das ehemalige Herrenhaus LaLaurie Mansion  war Zeuge schrecklicher Ereignisse in den 1830er Jahren. Noch heute behaupten Menschen, die Geister der gefolterten Sklaven zu sehen und Schreie zu hören, die eindeutig aus dem Haus kommen. Schauspieler Nicholas Cage besaß das Haus übrigens für eine Zeit und verkaufte es dann wieder. Niemand scheint es lange dort auszuhalten.

Inzwischen hat es auch durch die Fernsehserie American Horror Story eine gewisse Berühmtheit erlangt.

 

Haben Sie Blut gerochen?

Hier bekommen Sie einen Einblick in das reichhaltige Angebot:

https://www.tripadvisor.com/Attractions-g60864-Activities-c42-t233-New_Orleans_Louisiana.html

Tipp: Besuchen Sie auch das Voodoo- Museum.

 

Das French Quarter

Voodoo, Hexen und Vampire sind allgegenwärtig





In Geschäften für Voodoo- Bedarf stößt man auf Skelette, Amulettette, Schlangen, Voodoo Puppen mit Nadeln sowie Kerzen, die für verschiedene Zauber verwendet werden. Voodoo wird in New Orleans auch als Religion angesehen.

Der Kult kam mit den westafrikanischen Sklaven in die Stadt Im Voodoo werden verschiedene Gottheiten verehrt, aber auch Kranke mit Kräutern und Tinkturen geheilt.

Im French Quarter, dem Herzen der Stadt, gibt es natürlich noch viel mehr zu entdecken.

 

Hex



Was suchen Sie? Liebe finden oder stärken? Erfolg erzielen? Um jemandem, der es verdient, Heilung, einen besseren Job oder Gerechtigkeit zu bringen? In die Zukunft blicken? Um Ihren geliebten Verstorbenen zu kontaktieren? Beginnen Sie mit den reinsten Ölen, den reichsten Räucherstäbchen, Kerzen und Seifen, kraftvollen Anhängern und Gris-Gris-Beuteln, die von örtlichen Praktikern handgefertigt wurden. Christian Day, Brian Cain und die Witches of Hex ehren die alten Götter, sprechen mit Geistern, erschaffen Zaubersprüche, beschwören Veränderungen, schlagen Wellen und leben jeden Tag umgeben von Magie. Und sie heißen Sie herzlich willkommen, sich ihnen bei Hex Old World Witchery in Salem und New Orleans anzuschließen.

Ein wirklich zauberhafter Laden, so stellten wir fest!

1219 Decatur St., New Orleans, LA 70116




Ein weiteres Highlight ist die Boutique du Vampir, ein Geschenkeladen mit Vampir-Thema, der sich auf handgefertigte Artikel spezialisiert hat, von denen viele einzigartig sind. Der Shop bietet Vampir-Abenteuer, Tarot-Lesungen und eine unterhaltsame Umgebung.

709 St Ann St., New Orleans, LA 70116







Empfehlenswert ist ein Besuch im dazu gehörigen Vampire Café, das auch warme Speisen vom Feisten anbietet.

Im Herzen des French Quarter heißt das New Orleans Vampire Café Vampire und Sterbliche gleichermaßen willkommen. 




Unsere einzigartige und großzügige Speisekarte ist von der Küche New Orleans und der exquisiten Vampirküche inspiriert. Das New Orleans Vampire Café bietet luxuriöses Essen, wie man es erwarten würde, wenn ein Vampir Ihr Gastgeber ist. Kreationen der New-Orleans-Küche von Küchenchef Chris Dunn mit einem Hauch von Üppigkeit – Stake Tartar, Deluxe Charcuterie Boards, zartschmelzendes Filet Mignon und Blood Orange Creme Brûlée. Es wurden sorgfältige Vorsichtsmaßnahmen getroffen, darunter auch goldene Utensilien, um unsere nächtlichen Gäste vor jeglichem Kontakt mit Silber zu schützen. 





Wählen Sie einen unserer Blutgruppen-Spezialitätencocktails, um völlig in das Vampirerlebnis einzutauchen, und seien Sie nicht überrascht, wenn Sie mit einem Happen nach Hause gehen! Täglich geöffnet. 9:00 - 23:00 Uhr






Erfahren Sie hier mehr:

https://nolavampirecafe.com/

 

Übrigens können wir auch die Louisiana Swamp Tour wärmstens empfehlen. Hier bekommen Sie teilweise hautnahen Kontakt mit Alligatoren, Schweinen - die sich vor uns leider versteckt hielten - und Waschbären. 






Ein prickelndes Erlebnis der anderen Art. Zudem haben Sie die Gelegenheit, die Oak Alley Plantage zu besichtigen, die durch den Dreh von „Interview mit einem Vampir“ bekannt wurde.




https://www.getyourguide.de/new-orleans-l370/new-orleans-oak-alley-plantation-sumpf-bootsfahrt-t20064/

 

Mardi Gras

In New Orleans findet jedes Jahr an Halloween (Mardi Gras) ein großes Straßenfest statt. Einheimische, Touristen und Partyfans verkleiden sich. Auf den Balkonen der Bourbon Street stehen sie und werfen Perlenketten auf die Menschenmenge. Perlenketten schmücken auch Bäume und Häuser. Sie sind ein beliebtes Souvenir. Die klassischen Karnevalsfarben in New Orleans sind Violett, Gold und Grün. Ich fand eine grüne und eine violette Kette auf der Straße, nur die goldene fehlt mir nun noch.

 

Der King Cake

Mögen Sie einen gerollten Hefekuchen mit einer Füllung aus braunem Zucker, Zimt, Pekan-nüssen und Butter probieren? Verziert wird er von einem Zuckerguss in den traditionellen Fraben Violett, Gold und Grün. Französische Einwanderer brachten das Rezept mit in die USA. Einst versteckte man das Jesuskind in den Dreikönigskuchen. Heute ist es auch schon mal eine Mandel. Wer diese findet, ist König für einen Tag, muss aber im Gegenzug den nächsten King Cake backen.

Im Mardi Gras World ist das ganze Jahr über Karneval. Bei einer Tour kann man hinter die Kulissen und den Künstlern über die Schultern schauen, wie sie die Parade-Wagen bauen und bemalen.

 

Unheimliche Buchtipps:



 

Luhg Holiday 



Dieser Sammelband vereint zwei spannende Geschichten: Willkommen im Luhg Holiday Als Familie Kohlmann wegen eines vorausgesagten Schneesturms ganz spontan im Hotel Luhg Holiday einkehrt, ahnt sie noch nicht, was sie dort erwartet. In dem alten unheimlichen Haus scheint nichts mit rechten Dingen zuzugehen, und schon bald finden sich die drei Kinder und ihre Eltern im unglaublichsten Abenteuer ihres Lebens wieder. Auf Wiedersehen im Luhg Holiday Auf einer Urlaubsreise in den Süden fahren Sabrina, Gudrun und Betty im Nebel gegen einen Baum und müssen im Luhg Holiday einkehren. Das Hotel hat sich verändert, denn es sind 7 Jahre vergangen, seitdem Sabrina mit ihrer Familie dort unfreiwillig ihre Ferien verbrachte. Wer ist der nette junge Mann, der sich nach dem Unfall so rührend um sie kümmert und doch ein düsteres Geheimnis mit sich trägt? Und was ist aus den Ghulen geworden, die das Luhg Holiday verwalteten? Ein spannendes Abenteuer wartet auf die Freundinnen. Werden sie der Gefahr entkommen, die dort hinter den düsteren Mauern auf sie lauert? Eine Gruselkomödie der Sonderklasse und ein besonderes Lesevergnügen für die ganze Familie.

ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3743152625

 

Leseprobe

Ich fand den Gang direkt neben den Regalen. Er wand sich leicht ansteigend zum Ausgang, der durch eine Tür verschlossen war. Und nun? Ratlos sah ich Betty an. Hier war nichts. Enttäuscht machten wir uns auf den Rückweg.

Betty trat auf etwas Weiches und schrie auf. Erschrocken hielt ich ihr die Hand vor den Mund. 

„Eine Ratte“, wisperte sie entsetzt und schüttelte sich.

„Das kann gut sein, mach bloß keinen Lärm jetzt. Das arme Tier war bestimmt genauso erschrocken wie du. Schließlich bist du auf sie draufgetreten und nicht umgekehrt.“ Ich wollte mich abstützen, aber meine Hand griff ins Leere. Das heißt, der Vorhang, der den dahinter liegenden Raum vom Gang trennte, hielt meinem Gewicht nicht stand, und fast wäre ich gefallen. Staunend betraten wir eine unterirdische Halle, die nur von drei Fackeln an den Wänden schwach beleuchtet wurde.

Nebeneinander standen dreizehn Särge aus glänzendem schwarzem Holz. Einige waren geöffnet und mit rotem Samt ausgelegt. Fünf von ihnen waren jedoch geschlossen. Ich hielt den Atem an. Wir waren am Ziel.

„Soll ich?“ wisperte ich. Betty schüttelte panisch den Kopf. Typisch, dabei war sie es doch, die hierher kommen wollte. Entschlossen öffnete ich den Deckel des Sarges, der mir am nächsten stand.

„Schau nur, wie süß“, entfuhr es mir. Da lag Oliver in tiefem Schlummer auf Samt gebettet, und sein Haar leuchtete im Schein der Fackeln. Er hatte sich zur Seite gerollt und sein Daumen steckte noch im Mund. Vorsichtig schloss ich den Deckel wieder.

Betty war nun auch mutig geworden und öffnete den nächsten Deckel. Fasziniert beugten wir uns über den offenen Sarg. Auf dunkelblauer Seide lag der Graf von Drachenfels und schlief. Verzückt betrachtete meine Freundin sein markantes Gesicht.

In diesem Moment hörte ich ein Geräusch. Es war ein Rascheln, doch nicht das eines Nagetieres. Vorsichtig schlich ich hinüber und griff zu.

„Damien“, zischte ich verärgert und zerrte den Jungen hinter einem leeren Sarg hervor.

Betty fuhr zusammen und ließ den Sargdeckel fallen. RUMMMMS! Mit einem lauten Knall fiel der Deckel auf den Sarg zurück. Entsetzt sahen wir drei uns an.

„Nichts wie weg hier“, rief ich mit unterdrückter Stimme. Nicht auszudenken, wenn die Vampire nun aufwachten und uns verfolgten. Das Bild blutrünstiger Fledermäuse erschien vor meinen Augen.

„Hier entlang“, sagte Damien leise und wies auf den schmalen Gang, der bergauf führte.

Ich verstand: Im Kellergewölbe hätten wir geringere Aussicht, unseren Verfolgern zu entkommen. Atemlos erreichten wir die Tür. Was, wenn sie nun verschlossen war? Zu meiner Erleichterung ließ sie sich ganz leicht öffnen, und dann standen wir aufatmend im hellen Sonnenlicht. Wir waren in Sicherheit.

„Damien, was hattest du im Keller bei den Vampiren verloren?“, fragte ich streng. Der Kleine trat verlegen von einem Fuß auf den anderen. Dann schaute er mich mit seinen schwarzen Augen an und lächelte verschmitzt.

„Sabrina, es ist unser Keller, wie du weißt. Aber was hattet ihr dort eigentlich zu suchen?“ Noch ehe ich ihm antworten konnte, war er auf und davon. Einfach verschwunden. Wir beschlossen, so lange es ging, in der Sonne zu bleiben. Doch der Abend nahte unaufhaltsam mit jeder Sekunde, und irgendwann würden wir den Vampiren gegenüberstehen.

 

 

Unheimliche Geschichten



Aberglauben hatte stets seinen festen Platz in der menschlichen Gesellschaft. Tief verwurzelt scheint die Angst vor schwarzen Katzen, die von links unseren Weg überqueren, der Zahl 13 sowie Freitag dem Dreizehnten zu sein. Ebenso soll es Unglück bringen, unter einer Leiter hindurchzugehen oder einen Spiegel zu zerbrechen. Daher ist es also kein Zufall, dass dieses Buch genau 13 unheimliche Geschichten, eine schwarze Katze und einen Spiegel enthält. Wirken Flüche wirklich oder nur, wenn man an sie glaubt? Existieren Aliens und Zeittore ausschließlich in unserer Fantasie? Was ist möglich oder unmöglich, Wahrheit oder Fiction? Das müssen Sie, lieber Leser und liebe Leserin, selbst herausfinden. Doch Vorsicht! Verlieren Sie sich nicht zwischen den Zeilen dieses Buches.

ISBN-13 ‏ : ‎ 978-1093338331

 

Leseprobe aus „Das Haus im Sumpf“

Das offene Fenster war direkt gegenüber der Tür, ein Butzenfenster, es wunderte sie nicht. In ihrem Traum hatte sie eine Schranktür nach der anderen geöffnet, auf der Suche nach etwas, das sie nie fand. Dann war sie zum Fenster gegangen und hatte im letzten Moment einen Blick in den wunderschönen Garten mit vielen Obstbäumen werfen können, bevor der alte Holzboden unter ihr nachgab und sie aufwachte. So war es jedes Mal gewesen. Nie hatte sie das Fenster erreicht oder herausgefunden, wonach sie eigentlich suchte.

Doch diesmal würde es anders sein. Sie wollte nicht erst lange forschen, sondern direkt zum Fenster gehen. Vorsichtig tastete sie sich an der Wand entlang, die Mitte des Raumes meidend. Geschafft! Jetzt war das Ziel ganz nah. Aufatmend sah sie hinaus. Doch da war kein blühender Garten, kein Baum, an dem sie herunterklettern konnte. Dort unten war Sumpf. Brodelnd und nach Verderben riechend. Wabernde Schatten lagen über braunem Morast. Grüne Lichter begannen zu glimmen, und -  nein das konnte nicht sein, es wurde langsam dunkel. Sie waren doch am frühen Morgen losgefahren. Wie konnte es dann jetzt schon dämmern?

Lisa schlug die Hände vor das Gesicht. Es war nur ein böser Traum, der schlimmste Albtraum, den sie je hatte.

„Na, mein Mädel, kommst du mich besuchen? Heute, in der Nacht der Toten, wo die Wände zwischen den Dimensionen durchsichtig werden? Hihihi …“ Lisa fuhr herum. In dem vorhin noch leeren Schaukelstuhl saß ein Geist oder ein Gespenst. Eine alte Frau mit langen, unordentlichen weißen Haaren sah sie aus rotglühenden Augen an.

„Aber an einem anderen Tag hättest du mich ja auch nicht gefunden, und all deine Liebesmüh wäre vergeblich gewesen.“

„Tante Emma, was …“, zitternd sah Lisa die alte Frau, die sie nur von Fotos kannte, an.

„Jaja, mein Kind. Man muss wohl erst tot sein und etwas vererben, damit sich die liebe Verwandtschaft an einen erinnert“, kicherte die Greisin.

„Schau nur aus dem Fenster. Es ist meine Welt, die ich erschuf, meine Geister, die ich rief. Dein Erbe, hihihi. Gebiete über sie, du hast die Macht.“

„Ich will die Macht nicht, Tante, ich will das Erbe nicht! Unten liegt mein Mann, er ist verletzt oder … tot ... ich muss Hilfe …“, ihre Stimme brach.

„Du schlägst das Erbe aus? Ein Imperium, das ich schuf?“ Der Schaukelstuhl begann, wie wild zu schaukeln.

„Tante Emma! Ist Marco tot?“

Ein irres Lachen ertönte.

„Du bist von meinem Blut, schwarzem Blut! Überlege gut, was du aufgibst. Dieses Haus ist wieder ein Palast, sobald du das Erbe antrittst. Dieser Mann, er würde dir nur im Wege sein. Er gehört nicht zur schwarzen Familie.“

Lisa sah über das Moor, die Schatten hatten Formen angenommen, die grünen Irrlichter wurden zu Augen. Ja, ihre Familie … vor Jahren hatte sie den schwarzen Künsten abgeschworen und sich für die Welt derer entschieden, die keine magischen Fähigkeiten hatten. Es kam zum Bruch mit ihrer Sippe, die seitdem versuchte, sie wieder zurückzuholen.

„Er ist der Preis, den du zahlen musst, wenn du dich gegen uns entscheidest … hihihi. Überlege gut.“

„Er lebt also noch! Ich habe mich längst entschieden! Ich werde den schwarzen Mächten nie wieder dienen!“, Lisa war plötzlich ganz ruhig.

„Dann wird er sterben!“, kreischte Tante Emma.


 

Der Schrei der Elster



Man schreibt das Jahr 1632, und die Pest wütet in Europa. Während die Menschen in den Ballungszentren der großen Städte dahinsiechen, suchen Regierung, Kirche und Gesellschaft nach Schuldigen. Jeder, der sich von der Masse unterscheidet, gerät schnell in Verdacht und somit in Gefahr, auf dem Scheiterhaufen zu landen. Sogenannte Hexenprozesse zwingen unschuldige Menschen unter unerträglicher Folter, falsche Geständnisse abzulegen. Betroffen sind in erster Linie jene Frauen, deren einziges Vergehen darin besteht, sich mit Kräutern und Heilsalben auszukennen oder die Zukunft vorhersehen zu können. Es ist das Zeitalter der Inquisition, die über Jahrhunderte hinweg ihre blutigen Opfer fordern soll. Die Heilerin Brunhilde gerät in den Verdacht der Hexerei und muss mit ihrer Tochter Maria aus der Stadt fliehen. Beim fahrenden Volk finden sie Unterschlupf, doch schon bald sollen sich Marias Albträume auf grauenhafte Weise erfüllen.

 

Leseprobe

Die Wochen verstrichen, ohne dass der sonst so einflussreiche Fürst etwas erreichen konnte. Zu schwer wogen die Anschuldigungen, zu viel Macht über die Menschen hatte die Inquisition. Die Samen der Angst, die die Geistlichen in die Herzen der Menschen gestreut hatten, waren aufgegangen und erstickten jedes Gefühl von Mitgefühl und Gerechtigkeit im Keim. Das Volk forderte lautstark den Tod der Hexe.

Als Janosch mit Maria in die Stadt ritt, waren die Scheiterhaufen schon gerichtet. Ein Leiterwagen kam näher, in ihm drei elende Gestalten, die man jetzt herunterzerrte. Ein Mann und zwei Frauen. Maria erkannte die Mutter, ihr Kopf war kahlgeschoren, und sie zog ein Bein nach. Maria hatte von den grausamen Foltermetoden gehört, von gebrochenen Knochen, der Streckbank, ausgerissenen Fußnägeln, zerquetschten Gliedmaßen und schlimmerem. Es wurde solange gefoltert, bis die Gefangenen gestanden, dass sie mit dem Teufel im Bunde waren und Schadenszauber betrieben. Dann wurden sie auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

Als Brunhilde vorbei kam, schaute sie kurz hoch und sah ihrer Tochter fest in die Augen. Dann ging sie hoch erhobenen Hauptes weiter. Die wehrlosen Menschen wurden zu den Scheiterhaufen geführt und festgebunden, bevor dieselben in Brand gesetzt wurden. Grell und unheimlich hallten Brunhildes Worte über den Platz: „Ich verfluche euch und eure ganze Stadt. Der Tod komme über euch und eure Nachfahren!“ Die Menge raunte, und einige bekreuzigten sich. Wie im Traum zogen die Bilder an Maria vorbei, ohne dass sie das Gesehene wirklich umsetzen oder verstehen konnte. Barmherzig, einer Ohnmacht gleich. Die kirchlichen Würdenträger, die johlende Menschenmenge, Da war er wieder, dieser grauenvolle Gestank nach verbranntem Fleisch. Das war doch schon einmal, erinnerte sie an etwas. Prasselndes Feuer, ein singender Ton lag in der Luft. Eine Frau schrie, dann plötzlich Stille.

Brunhildes  Augen schienen zu glühen, das Feuer widerzuspiegeln. Die Seile, mit denen sie an den Pfahl gebunden war, schmorten durch, und ihr rußgeschwärzter Arm erhob sich drohend gen Himmel. Die Menschen standen wie erstarrt, und ein Geistlicher bekreuzigte sich stumm. Maria fühlte sich wie in einer Trance, wurde fortgerissen, aus der Menge getragen und auf das Pferd gehoben.

„Wir müssen fort, schnell!“ Das war Janosch.

„Mutter!“ Es war wie ein erstickter Schrei. Sie wandte den Kopf, löste sich aus ihrer Erstarrung. Noch immer brannten die Scheiterhaufen dort unten. Langsam rannen ihr die Tränen aus den Augen und kühlten ihr erhitztes Gesicht.




 

©byChristine Erdic

 

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