Mittwoch, 2. August 2023

Dem schlechten Wetter entfliehen – Urlaub an der Algarve

 Mehr als 3000 Sonnenstunden im Jahr, paradiesische Sandstrände, zerklüftete Felslandschaften, Badebuchten, weißgekalkte Häuser und kunstvoll gearbeitete Schornsteine - das Erbe der Mauren – sowie eine gastfreundliche Bevölkerung: Die Algarve ist eine der beliebtesten Urlaubsregionen in Portugal und ganzjährig ein tolles Reiseziel. Im Sommer kann es tagsüber schon mal richtig heiß werden, doch in der Nacht sorgt der Atlantik für angenehme Abkühlung. Auch im Winter wird es selten kälter als 15 Grad.

 



Faro ist die Hauptstadt der Algarve. Hier befindet sich auch der Flughafen.

Faro ist eine geschichtsträchtige Stadt. Besonders sehenswert sind die historische Stadtmauer, die Kirche Capela dos Ossos, die Kathedrale von Faro und die Cidade Velha – Faros Altstadt.




Etwas außerhalb der Stadt liegt der Naturpark Ria Formosa. Das ist eine Lagunenlandschaft direkt am Meer. Hier leben Flamingos und Kraniche. Eine Bootsfahrt sollte man sich nicht entgehen lassen.

 

Lagos ist die wohl beliebteste Stadt an der Algarve. In der Altstadt gibt es Restaurants, Cafés und Läden zum Shoppen. Für junge Leute ist Lagos vor allem wegen seines Nachtlebens ein Spitzenreiter. Hier gibt es aber auch bizarre orangefarbene Felsformationen im Meer und wundervolle Badebuchten mit feinem weißem Sand.




 


Wer es beschaulicher und ruhiger mag, ist in Tavira gut aufgehoben. Verwinkelte Gassen mit dem in Portugal berühmten Kopfsteinpflaster, mit Azulejos (blauen Kacheln) verzierte Häuschen und  Lokale mit portugiesischer Hausmannskost sind eine willkommene Abwechslung zum Massentourismus.Tavira bietet tolle Sandstrände sowie die Möglichkeit zu Ausflügen in die umliegenden Dörfer.




 

Monte Gordo ist ein bei den Portugiesen sehr beliebter Badeort unmittelbar an der spanischen Grenze. Hier lassen sich Badeurlaub an ausgedehnten Sandstränden und Ausflüge ins benachbarte Andalusien wunderbar miteinander verbinden.




 

Carvoeiro ist eigentlich mal ein altes Fischerdorf gewesen, hat sich inzwischen aber vor allem zu einem Ferienort für Familien mit Kindern entwickelt. Für jedes Alter werden hier Aktivitäten angeboten. Die flachen Strandbuchten laden auch die Kleinsten zum Plantschen ein. Für Größere bieten sich der Wasserpark Slide and Splash, der Meerespark Marinezoo oder eine Bootsfahrt zur Benagil-Höhle an.







Sagres ist nur ein kleiner Fischerort am Ende Europas. Doch hier endet der Kontinent - und die Klippen fallen steil ins Meer.

Der Ort ist umgeben von einer geradezu mystischen Landschaft: Raue stürmische Winde und hochspritzende Gischt beherrschen das Bild.



In Sagres gibt es aber auch windgeschützte Strände am Fuße der Steilklippen.

Im Winter ist das Meer hier ein Paradies für Surfer aus der ganzen Welt. 



Und noch etwas Geschichtliches: Es gab eine Zeit, da blickte die halbe Welt auf Sagres: Prinz Heinrich der Seefahrer wohnte nämlich hier und verhalf Portugal dazu, eine der größten Seefahrernationen zu werden. Durch ihn wurden weite Teile des afrikanischen Kontinents entdeckt. Er legte den Grundstein für die Entdeckung Amerikas. In Sagres soll er ein wissenschaftliches Zentrum gegründet haben und Forscher aus aller Welt trugen hier ihr Wissen zusammen.




Die Befestigungsanlage Fortaleza de Sagres aus dem 17. Jahrhundert mit ihrer kleinen Kapelle ist auf jeden Fall eine Besichtigung wert.

 

Loulé liegt etwa 20 Kilometer von Faro entfernt im Inland. Von montags bis samstags findet hier in einer schönen Markthalle im arabischen Stil der Markt von Loulé statt. Obst und Gemüse, Handwerkskunst, Souvenirs und vieles mehr gibt es hier zu kaufen.




Zur Faschingszeit geht in den Gassen die Post ab: Der Karnevalszug Concurso Carnavalesco veranstaltet seit über 100 Jahren die größte Faschingsfeier entlang der Küste. Die Paraden mit Menschen in aufwendig gefertigten Kostümen sollte man sich keinesfalls entgehen lassen.

 

Kulinarisches

Portugals Küche hat einiges an leckeren Fleischgerichten, Bohneneintöpfen mit Knoblauchwurst und Süßspeisen zu bieten.

Tipp: Probieren Sie auf jeden Fall auserlesene Meeresfrüchte wie Brasse, Stockfisch, Seezunge, Schwertfisch, Thunfisch, Sardinen und diverse Tintenfischspezialitäten.






Ein besonderer Gaumenschmaus sind die aus Kuh-, Ziegen- und Schafsmilch hergestellten Käsesorten wie der Queijo Regional Saloio.

 

Doch nun: Boas ferias em Portugal!



 

Buchtipp

Das Leben ist ein Arschloch - und ich stecke mittendrin




Christine wächst bis zu ihrem siebten Lebensjahr recht frei in einem Dorf in Niedersachsen auf. Mit dem Umzug in die Stadt muss sie sich völlig neuen Anforderungen stellen. Bei ihren schon etwas betagteren Eltern, die nicht viel von antiautoritärer Erziehung halten, stößt sie mit ihrem Verhalten oft auf Unverständnis und Ablehnung. Konflikte sind vorprogrammiert. Anekdoten aus dem Leben eines eigenwilligen Kindes, ehrlich und humorvoll von der Autorin zu Papier gebracht.

ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3748194248

 

Leseprobe aus dem Buch

Interrail

Meine Schulzeit näherte sich unaufhaltsam ihrem Ende. Als wir das 18. Lebensjahr vollendet hatten, beschlossen wir, in einer Gruppe von fünf Mädels die Welt zu erkunden. Das hieß im Klartext: Wir machten Interrail. Interrail war damals der letzte Schrei. Für knapp 400 D-Mark konnte man große Teile Europas auf dem Schienennetz  bereisen. Die Staaten des damaligen Ostblocks waren natürlich ausgenommen. Also ging es in froher Erwartung gleich zu Beginn der Sommerferien los - über Holland und Belgien nach Nordfrankreich. Ausgerüstet waren wir mit Traveller-Rucksäcken  - meiner in knalligem Orange - , Zelten, Schlafsäcken, Zahnbüsten, den nötigsten Klamotten, Badelaken, Bikinis, Sonnenmilch, Rai in der Tube zum Reinigen unserer Wäsche und sogenannten Traveller-Checks, die man problemlos überall in Bargeld eintauschen konnte. Damals gab‘s noch keine Euro, und so benötigten wir in Frankreich Francs, in Spanien Peseten und in Portugal Escudos.

Erste Station war St. Malo in Nordfrankreich, wunderschön am Meer gelegen. Nach einer kühlen Nacht im Zelt, in dem innen das Kondenswasser nur so hinunterlief, nahmen wir den nächsten Zug nach Paris und von dort direkt nach Lissabon. Hallo, das war ja gar nicht fremd hier! Ich hatte ein Deja Vu, alles war mir so vertraut, die Menschen, die Sprache, die alten Gebäude.

Weiter ging es Richtung Algarve mit den Zielen Faro und Tavira. Der Zug fuhr im Schritttempo, der gutmütige Schaffner erlaubte es uns, auf den Trittstufen zu sitzen, während draußen langsam die Obstbäume an uns vorbeizogen. Es war wunderbar warm, den anderen fast schon zu heiß, und wenn der Zug mal länger auf freier Strecke hielt, konnten wir uns Birnen von den Bäumen pflücken. Und dann die Palmen, die kleinen weißen Häuser im maurischen Stil mit den kunstvoll gearbeiteten Schornsteinen, der feine helle Sand unter meinen Füßen. Ich war im Paradies gelandet, so empfand ich es damals. Portugal war zu der Zeit noch nicht von Touristen überlaufen, die Einheimischen waren hilfsbereit und aufgeschlossen. Viele jüngere Portugiesen sprachen Englisch, und man kam schnell ins Gespräch. Wundervolle fünf Wochen lagen vor uns, die leider viel zu schnell vergingen.

 


Im nächsten Sommer gab es die ersehnten Abschlusszeugnisse - mein Vater glänzte bei der feierlichen Übergabe in der Aula wieder mal durch Abwesenheit - und direkt danach ging es los. Die Rucksäcke hatten wir bereits dabei. Diesmal bestand unsere Gruppe nur aus drei Mädels. Das erste Ziel war ein Campingplatz nahe Bordeaux - am Wald gelegen mit wunderschönem Sandstrand. Das Meer dort war allerdings ziemlich tückisch, der Atlantik halt. Mit einer Luftmatratze wagten wir uns trotzdem zu zweit hinaus, während die andere Freundin Fotos von uns schoss. Eine Welle türmte sich plötzlich auf, so hoch wie eine Mauer. Kurz darauf überschlugen wir uns auch schon mehrmals im Wasser, wurden dann aber zum Glück völlig benommen an Land gespült. Freundin und Luftmatratze trugen keinen Schaden davon, aber ich hatte mir durch die rasante Landung auf den Kieselsteinen einige Schürfwunden zugezogen. Danach hatten wir keine Lust mehr, hier noch einmal zu baden. Also zogen wir kurzerhand weiter nach Portugal.

Wir erwischten in Bordeaux einen Zug, der mit spanischen Gastarbeitern bereits überfüllt war, und mussten die Nacht im Stehen schlafen. Ich hatte es erst im Sitzen versucht, bis mir eine Frau mit ihrem spitzen Pfennigabsatz auf den Handrücken trat. Den Proviant hatten wir nicht gut berechnet, zumal mein Milchreis aus der Dose ungenießbar war. Wir mussten uns am letzten Tag eine gummiartige Stange Baguette teilen, da nichts anderes mehr übrig war. Zu guter Letzt schwappte auch noch das Klo im Zug über, und die stinkende Brühe lief durch den ganzen Gang.

In Lissabon auf dem Hauptbahnhof klappte eine meiner Freundinnen zusammen - der Zug war klimatisiert, hier aber traf sie die südliche Sommerhitze nun mit all ihrer Wucht. Auf Geheiß des Beamten füllte ich ihre Einreiseformulare aus und unterschrieb dieselben auch für sie. Nach einer Nacht in Lissabon ging die Reise nach Tavira weiter und von dort aus zu einem sehr schönen feinsandigen Campingplatz in Monte Gordo, den damals nur Einheimische nutzten. Sagres am Südwestende Europas sparten wir uns, nachdem im Jahr zuvor unsere Zelte im stürmischen Wind fast abgehoben wären.

Wir fanden auf dem Campingplatz schnell Freunde unter den hilfsbereiten und kontaktfreudigen Portugiesen. So machten wir Bekanntschaft mit einer Familie, bei der wir sogar für eine Woche in eine andere Stadt nördlich von Lissabon eingeladen wurden, nahmen an einem Burgfest teil und hielten einen leeren Reisebus an, um nachts zum Campingplatz zurück zu fahren. Trampen war damals in Portugal nichts Außergewöhnliches, allerdings riet man uns strikt davon ab, dies auch in Spanien auszuprobieren.

Einmal stoppten wir zwei Portugiesen in ihrem kleinen Wagen. Wir saßen zu dritt hinten eingequetscht, als eine meiner Freundinnen plötzlich merkte, dass innen die Türgriffe fehlten. Entgeistert sahen wir uns an. Die ganze Fahrt über hatten wir ein mulmiges Gefühl. Wie waren wir froh, als wir endlich am Ziel ankamen und der Beifahrer, der die ganze Zeit über kein Wort gesprochen hatte, uns die Türen öffnete!

Ein anderes Mal trampten wir zu fünft und wurden quasi übereinandergeschichtet. Das Auto war winzig, aber die Fahrt zum Glück auch nicht allzu lang.

Wenn es etwas zu verhandeln oder zu kaufen galt, wurde ich vorgeschickt. Und ich fühlte mich ja sowas von heimisch, es fiel mir leicht, die Sprachlaute zu imitieren und mir neue Wörter einzuverleiben.

So ging ich dann auch wohlgemut zum Kiosk, um drei Eis zu erstehen.

„Dois Krispi, se fas favor! (Bitte drei Krispi!)”, verlangte ich freudestrahlend.

Mit dem Wortschwall des Mannes hinter der Theke hatte ich allerdings nicht gerechnet.

Freundlich sah er mich an, während ich nur verlegen die Schultern zuckte.

„Tu es Portuguesa?“, fragte er schließlich lachend. Ich verneinte: „Não, Alemã (Nein, Deutsche.).“

Aber hier musste mir wirklich nichts peinlich sein. Die Leute freuten sich ja über jedes Wort, das man in ihrer für uns anfangs so urig klingenden Sprache von sich gab. Ich blühte in jenem Urlaub regelrecht auf.

Leider ging die schöne Zeit viel zu schnell vorbei, wir mussten irgendwann wieder zurück. Als der Zug langsam an den Plantagen Richtung Norden vorbeizockelte, wurde ich ganz melancholisch. Ich ahnte, das war Saudade, fest verankert in der portugiesischen Seele - diese ewige Sehnsucht nach etwas, das unerreichbar war. „Ich wünschte, ich könnte mich an den Bäumen dort festhalten. Geht es euch auch so?“

Meine Freundinnen schüttelten verständnislos den Kopf. Nein, sie freuten sich auf zu Hause. Viel zu lange schon hatten die Armen Bihunsuppe und Fischstäbchen entbehren müssen.

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Buchtipp für Kinder

Mit Nepomuck auf Weltreise 




Wie funktioniert eigentlich ein Heißluftballon, und wie leben die Eskimos heute? Was passiert, wenn ein norwegischer Kobold auf einen irischen Leprechaun trifft, und was kann man im Karina-Verlag so alles anstellen? Begleitet den lustigen Kobold Nepomuck auf seinen Reisen durch Europa, Asien, Amerika, Afrika und Australien und lernt Menschen, Tiere und verschiedene Kulturen hautnah kennen. Folgt ihm auf den Spuren der Hobbits, und werft mit ihm seinen ersten Bumerang. Die tollsten Abenteuer warten auf euch, denn wo Nepomuck sein Unwesen treibt, da wird es nie langweilig!

ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3755717102

 

Leseprobe aus dem Buch

Menina und Menino

„Komm schon, Nepomuck”, ruft Menino und läuft voraus. Eigentlich heißt er Mateo, aber Nepomuck findet „Menino“ schöner, was „kleiner Junge“ bedeutet. Menina heißt ja auch eigentlich Helene-Antonia – viel zu lang! – und so nennt er sie einfach „kleines Mädchen“. Die beiden – 8 und 7 Jahre alt – überragen den Koboldjungen. Deshalb drehen sich die Portugiesen auf der Straße jedes Mal verwundert um und schmunzeln amüsiert, wenn der Winzling „Menina“ und „Menino“ ruft.

Jetzt befinden sie sich gerade im „Portugal dos Pequenitos“ (Portugal der Kleinen). Hier sieht man Häuser, Kirchen und sogar Burgen und Paläste, die den echten Gebäuden wirklichkeitsgetreu nachgebildet wurden. Stellt sich ein Erwachsener in das Erdgeschoss eines dieser Bauwerke, kann er im oberen Stockwerk aus dem Fenster schauen. Für Nepomuck dagegen ist dieser Maßstab gerade richtig, und ihm gefallen die weißen und pastellfarbenen Bauten mit den kunstvollen Verzierungen und den schönen Schornsteinen. Mit einer Miniaturbahn kann man sogar über das Gelände fahren.

„Lehn dich lieber nicht zu weit über das Gitter“, warnt die Mutter den vorwitzigen Kobold, der auf einem Balkon herumturnt.

Dann ist es auch schon an der Zeit, diesen Ort wieder zu verlassen. Schade, aber sie wollen ja noch die Universität mit der eindrucksvollen Bibliothek besichtigen, denn Coimbra gilt als alte und ehrwürdige Universitätsstadt.

Nepomuck zuckt heftig zusammen, als ganz in der Nähe plötzlich ein langgezogener Gesang erschallt.

„Das nennt man ‚Fado’“, erklärt Menina ihm. „Hier singen die Studenten einfach so auf den Straßen und Plätzen.“ Nepomuck betrachtet den jungen Sänger in seinem dunklen Gewand und wundert sich, dass hier alle so gut singen können. Der Gesang schallt ihnen durch die engen Gassen nach. Aber es klingt irgendwie traurig, findet der Kobold, ganz anders, als die

lustigen Lieder aus meinem Heimatdorf in Norwegen.

„In Lissabon gibt es sogar ganz berühmte Fadolokale“, wirft Menino ein. Nepomuck bemüht sich mit seinen kurzen Beinen, die vielen Stufen zur Universität zu erklimmen, während ihm die melancholische und doch irgendwie schöne Stimme noch in den Ohren klingt.

Währenddessen erfährt er, dass diese Universität die älteste in Portugal ist – sogar eine der ältesten Europas. Von hier oben bietet sich ein wunderbarer Blick über die Stadt. Der Kobold mag das historische Gebäude – vor allem die altertümliche Bibliothek mit ihren Verzierungen und kunstvoll geschnitzten Regalen hinterlässt in seiner Erinnerung einen bleibenden Eindruck.

„Hier werden wir später auch studieren“, verkündet Menina stolz, und Nepomuck verspürt fast ein wenig Neid.

Am nächsten Morgen geht es schon vor Sonnenaufgang los. Es sind Sommerferien, und die verbringt die Familie jedes Jahr am Meer – an der Algarve, im Süden des Landes. Die Kinder sitzen auf der Rückbank des Autos, die Eltern vorn, und fest angekoppelt schaukelt der Wohnwagen hinterher.

Nepomuck, noch schrecklich müde, verschläft die halbe Fahrt. So verpasst die Schlafmütze auch die Hauptstadt Lissabon und erwacht erst, als die Eltern eine Frühstückspause einlegen. Dafür lässt er sich jetzt aber leckeren Kakao und sein „paozinho“ – sein Brötchen – schmecken: dick mit Marmelade bestrichen!

Inzwischen ist die Entfernung zum Campingplatz gar nicht mehr so groß. Der liegt direkt an einem breiten Sandstrand. Schnell ist ein schattiger Platz für den Wohnwagen gefunden. Nepomuck erforscht neugierig das Innere des Anhängers: Eine kleine Küche, eine halbrunde Bank mit festgeschraubtem Tisch und 2 Schlafkojen übereinander. Zu der oberen gelangt man über eine steile Trittleiter. Neugierig schielt der Kobold hinauf.

„Ihr Kinder schlaft unten“, zerstört Mutters Stimme seine aufkeimenden Hoffnungen. „Damit du nicht hinunterfällst“, fügt sie lächelnd hinzu. Schon wieder auf Achse inspiziert Nepo die Duschvorrichtung in der kleinen Kabine und das chemische Campingklo. Dann erklären die Eltern jedoch, dass sie Bad und Toilette auf dem Platz benutzen werden, das sei einfacher.

Draußen herrscht inzwischen eine unglaubliche Hitze. Die Kinder möchten zur Abkühlung zwar gerne sofort ins Meer springen, aber das ist in der Mittagszeit nicht ratsam. Also nimmt die Familie im Schatten der grünen Pinien, deren Form Nepomuck an große Pilze erinnert, eine Mahlzeit aus Brot mit würzigem Käse ein. Nepomuck schmatzt und kaut.

„Der ist aber lecker“, lobt er und lässt sich ein weiteres Stück von dem riesigen, goldgelben Käserad abschneiden. Nepomuck stellt fest, dass dieser Käse auf der Zunge zergeht, so cremig ist er.

„Tja, das ist ja auch eine Spezialität. Er wird auf ganz besondere Art aus Ziegen- und Schafsmilch hergestellt“, erläutert der Vater.

Danach grinst der Koboldjunge, denn der Vater begibt sich mit dem schmutzigen Geschirr, Abwaschschale, Schwamm und Trockentuch ausgerüstet in Richtung Waschhaus.

„Lach du nur! Du kommst auch dran, das geht hier reihum“, schmunzelt der über die Schulter hinweg. 

Am späten Nachmittag brechen sie endlich zum Strand auf.

Aber die rote Fahne ist gehisst, das bedeutet gefährlichen Seegang, und so bleiben sie am Rand und bauen eine Sandburg. Das macht zwar auch Spaß, bringt aber wenig Abkühlung.



Am Abend treffen drei ältere Mädchen mit Rucksäcken auf dem Campingplatz ein, Nepomuck beobachtet voller Staunen, wie sie ihre Bündel abschnallen.

„Das sind Schlafsäcke und ein Zelt“, erklärt ihm der Vater. Nachdem die Mädel ein wenig  ratlos vor der Plane und einem Beutel mit Zeltzubehör stehen, fragt er, ob er ihnen behilflich sein kann. Die drei verstehen aber kein Portugiesisch und legten den weiten Weg aus Deutschland mit dem Zug zurück. Mit Feuereifer beginnt Nepomuck nun zu dolmetschen. Schließlich hat er einmal ein halbes Jahr in Deutschland verbracht – und Kobolde lernen Fremdsprachen schnell. Auch solch ein Zelt kennt er bereits. Sachkundig holt der Vater einen Hammer, um die „Heringe“ – Metallhaken, die das Zelt auf dem Untergrund verankern – in den Boden zu klopfen, denn ausgerechnet dieses wichtige Werkzeug haben die Mädchen vergessen. Auch Kocher und Beleuchtung haben sie nicht mitgenommen. Doch mit Hilfe der netten Portugiesen ist das Zelt schnell aufgebaut. Hinterher werden die Deutschen gleich noch zum gemeinsamen Abendessen eingeladen.

Enttäuscht stellt Nepomuck fest, dass es gegrillte Sardinen gibt. Na ja, der Qualm des Grills verscheucht aber wenigstens die lästigen Mücken.

„Die kommen vom Fluss Mondego und stechen ganz gemein. Letztes Jahr musste ich deshalb sogar zum Arzt!“, erzählt Menino aufgeregt.

Dem Fisch verabscheuenden Kobold vergeht mit Blick auf seinen Teller der Appetit. Warum nur essen die Leute überall Fisch, egal wohin ich reise?

„Ist vielleicht noch etwas von dem Käse übrig?“

Da stellt sich heraus, dass eines der Mädchen auch lieber ein Käsebrot essen würde, und gutmütig bringt die Mutter alles herbei. Eine Flasche Rotwein macht unter den Erwachsenen die Runde, aber Nepomuck, Menina und Menino halten sich natürlich an Wasser. Trotzdem werden sie bald schläfrig und kuscheln sich zufrieden in die untere Koje des Wohnwagens.

Am Morgen wird Nepomuck früh durch Gebell geweckt. Ein neuer Nachbar mit einem großen Mischlingshund ist angekommen. Der begrüßt sogleich zutraulich alle Anwesenden.

Ein Hund ist der beste Freund eines Mannes, sagt man in Portugal. Deshalb habe ich ihn auch ‚Amigo’ genannt – das bedeutet ‚Freund’ auf Portugiesisch“, lächelt Pedro, der Neuankömmling, als Nepomuck den Vierbeiner streichelt, und reicht dem Tier einen Stoffbeutel mit Kleingeld. Staunend beobachtet der Kobold, wie Amigo den Beutel vorsichtig davonträgt.

„Wofür ist das Geld?“

„Amigo holt mir morgens immer Brötchen“, antwortet Pedro ihm.

„Was? Das glaub ich nicht!“ Nepomuck rennt neugierig hinter dem Hund her. Tatsächlich, in der kleinen Bäckerei auf dem Campingplatz wird dem pelzigen Boten der Beutel abgenommen und Geld gegen Brötchen getauscht! Behutsam trägt der kluge Vierbeiner die knusprige Fracht zu seinem Herrchen.

Pedro lacht. „Das ist hier nichts Außergewöhnliches. Amigo übernimmt diese Aufgabe seit Jahren wie viele andere Hunde auch.“

Nun wird es für Nepomuck Zeit zum Frühstück, die anderen warten schon am gedeckten Tisch. Danach geht es wieder zum Strand. Unterwegs grüßt jeder jeden mit „Bom dia“ (guten Tag). Nepomuck findet, dass die Portugiesen ein höfliches und hilfsbereites Volk sind.

Diesmal dürfen er und die Kinder im seichten Wasser plantschen, und der Vormittag vergeht viel zu schnell. Nepomuck murrt protestierend, als sich der Strand in der Mittagshitze leert: „Ich bleibe noch hier und komme später nach!“

Der Vater lacht nur, und Menina sagt: „Nepo, du bist verrückt.“

Nepomuck streckt sich wohlig im Sand aus, doch der wird unter der glühenden Sonne immer heißer. Nach einer Weile wird dem Sonnenanbeter ganz mulmig, und er schleppt sich benommen zum Wohnwagen. Menino prustet bei diesem Anblick los.

„Wie siehst du denn aus? Du hast ja einen Sonnenbrand, Nepomuck!“

Fassungslos betrachtet der Kobold sein rotes Gesicht im Spiegel. Als er es mit den Fingern berührt, schmerzt es. Das ist wohl die Strafe, denkt er zerknirscht und muss so manche kleine Stichelei über sich ergehen lassen. Vorerst ist er dazu verurteilt, nun im Schatten zu bleiben. Doch Kobolde verfügen über eine robuste Natur, und nach zwei Tagen darf auch Nepomuck wieder im Meer baden, allerdings verhält er sich jetzt vorsichtiger und achtet darauf, immer gut eingecremt zu sein.

Es wird eine schöne Ferienzeit, obwohl ihm ein Badetuch irgendwie abhanden kommt und ihm beim pflichtgemäßen Abwasch – wozu er einen Hocker benutzt, um an das Becken heranzureichen – ein Teller zu Bruch geht.

 Als der Vater zum Schluss wissen möchte, was ihm denn in Portugal am besten gefallen habe, denkt Nepomuck natürlich sofort an den schmackhaften Käse.

Aber seine Antwort ist ganz höflich, fast wie die eines kleinen Portugiesen:

„Mir hat eigentlich alles gut gefallen.“ Und das ist nicht gelogen!

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©byChristine Erdic

 

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