Nach zwei langen Jahren ist es endlich wieder so weit: Die Hexen versammeln sich zum Flug in die Walpurgisnacht!
Die Wurzeln der Walpurgisfeier liegen weit in
vorchristlicher Zeit und gehen auf germanische Ursprünge zurück. Diese
„Ureinwohner“ des Harzes sollen an diesem Tag ein mit diversen Opfern
einhergehendes Frühlingsfest als Freude über das Ende des Winters sowie die Hochzeit
des obersten Germanengottes Wotan gefeiert haben. Dabei wurden auch böse
Geister vertrieben, was durch Verkleidungen mit Masken und Feuer geschehen
sollte. Unklar ist allerdings, ob die Altvorderen diese Rituale auch auf dem
Brocken – dem legendären Zentrum der Walpurgishandlungen – abhielten. Im Rahmen
der Christianisierung vor etwas mehr als 1.000 Jahren wurden Namen und Inhalt
dieses heidnischen Spektakels der neuen Zeit angepasst.
Hier mal ein paar Ausflugstipps auf die
Schnelle!
Walpurgis in Bad Grund: Nach zwei Jahren
Pause steigt am 29. und 30. April endlich wieder eine der traditionsreichsten
Walpurgisfeiern im Harz: In Bad Grund sind unter anderem die beliebte
Kinderwalpurgis (Samstag 15 Uhr) auf dem Marktplatz sowie das Open-Air-Theater
„Der Wilddieb vom Violenberg“ (21.30 Uhr) am Hübichenstein geplant. Außerdem
gibt es ganz viel Live-Musik an beiden Abenden. Details
und Hintergründe in unserem Artikel.
Walpurgis in Bad Lauterberg: Die
Walpurgis-Nacht im Kurpark beginnt am 30. April um 18 Uhr. Mystische
Theatereinlagen sorgen zwischendurch für Unterhaltung. Außerdem gibt es an dem
Abend ein großes Laser-Feuerwerk. Und die Coverband „Second Pitcher“ spielt.
Für Kinder gibt es magische Angebote. Es wird Eintritt erhoben, „Hexen“ und
„Teufel“ können kostenfrei teilnehmen.
Walpurgis in Bad Sachsa: Bei der
Märchen-Walpurgis in Bad Sachsa trifft Märchenwelt auf Teufelsbrut. Denn am 30.
April ab 15 Uhr verwandelt sich der Vitalpark in einen „Kessel der Fabelwesen“.
Geplant ist ein großes Kinderprogramm und um 19.30 Uhr startet der ausgelassene
Partyabend mit Live-Musik. Kinder unter 14 Jahren haben freien Eintritt. Details in unserem
Artikel.
Walpurgis in Goslar: In Goslar verwandelt
sich der Marktplatz am 30. April ab 13 Uhr in einen mystischen Hexenwald. Bei
freiem Eintritt wird zu Live-Musik teuflisch gut gefeiert. Passende Accessoires
für Hexen und Teufel können gekauft werden.
Walpurgis in Hahnenklee: In
Hahnenklee-Bockswiese im Oberharz legen die Macher besonderen Wert auf eine
traditionell ausgerichtete Veranstaltung. Der Kurpark erstrahlt im
Lichterglanz, skurrile Gestalten tummeln sich und über der atemberaubenden Kulisse
des Kranicher Teiches erstrahlt ein prächtiges Höhenfeuerwerk. Noch gibt
es Karten
für das Fest.
Walpurgis in Halberstadt: Auf der
Festwiese Wehrstedter Hof gibt es ab 18 Uhr bei freiem Eintritt ein
Walpurgisfeuer mit anschließendem Tanz in den Mai.
Walpurgis in St. Andreasberg: Am 29.
April um 18.30 Uhr werden bei der „Hexenlicht“-Erlebniswanderung die geheimen
Wege der Bergstadt erkundet. Und um 20 Uhr lädt das Nationalparkhaus in Andreasberg
dann zur Sagen- und Mythenwanderung ein. Beide Wanderungen sind
kostenpflichtig. Am 30. April startet um 13 Uhr die Walpurgis für Kids im
Kurpark und um 15 sowie 23 Uhr gibt es zwei thematische Theaterstücke.
Walpurgis in Thale: Ab 29. April steigt
in Thale die wohl größte Walpurgisveranstaltung im Harz. Die Veranstalter
versprechen ein Walpurgis-Spektakel: In der Innenstadt sind ein Walpurgismarkt
und ein abwechslungsreiches Bühnenprogramm geplant. Und im Kurpark gibt es
einen Mittelalter- und Kreativmarkt. Los geht’s am Freitag um 15 Uhr. Der
Walpurgisnacht auf dem Hexentanzplatz muss wegen Bauarbeiten abgesagt werden.
Walpurgis in Schierke: Auch bei der
Original-Walpurgis in Schierke am Brocken treiben die Hexen und Teufel wieder
ihr Unwesen. Angekündigt sind ereignisreiche Tage voller Mystik und
mittelalterlicher Klänge: Es gibt einen Mittelalter-Erlebnismarkt und Musik
bekannter Bands aus der Folkszene. Start ist am Freitagabend, am 30. April
dann ab 11 Uhr. Am Samstagabend sind ein Walpurgisfeuer, eine Partybühne und
zum Abschluss eine Pyro- und Lasershow geplant. Tickets unter anderem bei
Reservix.
Walpurgis in Wernigerode: Das Rathaus in
Wernigerode erstürmen die Hexen und Teufel am 30. April ab 13.30 Uhr. Eine
tolle Gelegenheit für Fotos und Selfies.
Walpurgis in Altenau: Das Altenauer
Kurgastzentrum wird am 30. April zum Hexenkessel: 17 Uhr Kinderprogramm mit
Umzug und Hexenbesenführerschein, ab 20 Uhr dann Musik und Tanz bei der
zünftigen Walpurgisparty mit der Mittelalterband „Schabernack“ und ab
Mitternacht dem Auftritt des Oberteufels mit der berühmten Teufelsansprache und
der Maikönigin, anschließend: Begrüßungsfeuerwerk.
Walpurgis in Hohegeiß: Am letzten Tag des
Aprils sind auch im schönen Bergdorf Hohegeiß die (kleinen) Hexen und Teufel
los. Mädchen und Jungen treffen sich um 13 Uhr an der Tourist-Info zum
Schminken. Um 16 Uhr startet dann der große Umzug durch den Ort und zum
Schützenplatz.
Walpurgis in Herrmannsacker: Bei der
Kinderwalpurgis auf der Ebersburg können die kleinen Gäste am 30. April ab 14
Uhr „Zauberstockbrot“ backen und dazu einen Zaubertrank genießen. Daneben gibt
es Bratwurst, Kuchen und Kaffee für den guten Zweck. Außerdem werden
Geschichten vorgelesen und ein Kostümwettbewerb ist auch geplant.
Walpurgis in Oberharz am Brocken: Ebenfalls
am 30. April erwartet die kleinen Hexen und Zauberer ein „verhextes Highlight“
in der Baumannshöhle: die Hexenlesung im Goethesaal. Zusätzlich gibt es von 14
bis 16 Uhr im Foyer eine Mal- und Bastelstraße, eine Hexenbesen-Werkstatt sowie
eine Button-Produktion. Tickets unter www.harzer-hoehlen.de.
(Quelle: https://www.harzkurier.de/)
Für alle, die zu Hause bleiben müssen gibt es
hier eine spannende Geschichte für heute Nacht.
Die schwarze Katze
Um schwarze Katzen ranken sich unzählige unheimliche
Geschichten. Aberglauben, meinen Sie? Nun, die kleine Stadt, deren Namen ich
nicht nennen möchte, wimmelt geradezu von abergläubischen Menschen.
Jochens Augen waren voller Furcht, als er zu
dem Haus am Ende der Straße hinübersah. Noch niemals war er dem alten Gemäuer
so nahe gekommen.
„Hier wohnt sie also, die Hexe“, wisperte er
seinem Freund Ralf zu. Der nickte.
„Sie
hat eine schwarze Katze, und nachts tanzt sie um das Feuer.“
„Dort sollen sogar schon Kinder verschwunden
sein“, flüsterte Ralf zurück.
„Woher
wisst ihr das?“ Mark blickte seine Freunde argwöhnisch an. „Das sind doch
Ammenmärchen!“
„Pst“, zischte Jochen verärgert. „Du bist
fremd und weißt gar nichts. Willst du, dass sie uns hört und herauskommt?“
Es stimmte, Mark war erst vor wenigen Tagen
aus Berlin hergezogen. Dank der Schule hatte er schnell Anschluss gefunden,
wenn er auch die Leute im Ort ein wenig seltsam fand. Vor allem diese
Geschichte mit der angeblichen Hexe war ihm mehr als suspekt.
„Wollen wir nicht lieber Fußball spielen? Bis
zum Abendbrot ist noch etwas Zeit,“ lenkte er ab. Johlend entfernten sich die
Zehnjährigen in die entgegengesetzte Richtung.
„Ich
hole den Ball!“, schrie Ralf. Für den Augenblick war das alte Haus mit seiner
unheimlichen Bewohnerin vergessen.
„Ihr wart doch nicht dort oben bei der Alten,
oder?“, wurde Jochen von seinem Vater am Tisch empfangen.
„Nein, ganz bestimmt nicht, Papa“, versicherte
der eine Spur zu schnell. Stirnrunzelnd schaute Herr Jansen seinen Sprössling
an.
„Du weißt, dass es gefährlich ist. Damals ist
dort ein Junge verschwunden. Also haltet euch fern.“
„Aber Heinrich, das ist doch nie aufgeklärt
worden …“, warf seine Frau zaghaft ein.
„Martha, es gehen seltsame Dinge vor sich.
Neulich erst ist mir dieses schwarze Katzenvieh direkt vor die Füße gelaufen.
Es kam von links! Kurz darauf hatte ich einen platten Reifen. Am nächsten
Morgen habe ich mich mit dem Kaffee verbrüht und mir dabei den neuen Anzug
ruiniert.“
„Und das alles wegen der Katze“, schmunzelte
Martha. Heinrichs Faust donnerte auf den Tisch.
„Ich verbiete euch, dort hinzugehen! Basta!“
„Ich bin morgen bei Frau Wummer zum Kaffee
eingeladen“, lenkte seine Frau ab.
„Oh cool, das ist doch die Mutter von Mark!“,
rief Jochen begeistert. Wohlwollend schaute Heinrich über seinen Brillenrand.
„Das scheint eine sehr nette Familie zu sein.
Soweit ich weiß hat Mark noch ein kleines Schwesterchen. Dann mal viel Spaß
da!“
Bei Wummers waren noch andere Frauen aus der
Nachbarschaft eingeladen, unter ihnen auch Ilona, Ralfs Mutter, mit der Martha
seit langem eng befreundet war.
„Hazel, du wohnst ja hier recht hübsch, aber
mir wäre es doch zu nah am Hexenhaus. Pass nur gut auf dein Töchterchen auf!“,
sagte sie gerade. Die gebürtige Engländerin lachte und gab der kleinen Jenny
noch einen Schokokeks.
„Eine echte Hexe, oh wie interessant! Möchte
noch einer Kaffee?“ Unbekümmert reichte sie die Kanne herum und brachte das
Gespräch schnell wieder in andere Bahnen. Es ging um Schule, Erziehung,
Kochrezepte und diverse andere Themen.
„Ach Jenny, du hast dich ja eingesaut, du
kleines Ferkel!“
Niemand hatte auf das blonde Lockenköpfchen
geachtet. Nicht nur im Gesicht sondern auch auf dem geblümten Kleid und der
Tischdecke hatten Sahnetorte und Schokokekse deutliche Spuren hinterlassen.
„Mutti, das macht doch nix, das waschen wir
wieder.“ Zärtlich fuhren die Schokohände der Vierjährigen durch das Haar ihrer
Mutter. Unter Gelächter und mit guten Ratschlägen fand der Kaffeeklatsch seinen
Abschluss.
Zur gleichen Zeit beschlossen die drei Jungs,
die Hexe mal aus dem Haus zu locken, da Mark sie unbedingt sehen wollte.
„Sicher ist sie alt und hässlich. Mit einer
dicken Warze auf der Nase“, kicherte Ralf.
„Ja, und mit einem schwarzen Umhang und einem
Zauberstab“, ergänzte Jochen.
„Quatsch, sie ist doch nicht Gandalf, der
Magier“, lachte Mark.
„Wirst schon sehen! Aber wie machen wir das
jetzt?“
„Wir müssen dichter ran und werfen dann Steine
gegen ihr Fenster!“
„Ich habe eine Zwille dabei!“ Auf Zehenspitzen
schlichen sie sich im Schutz der Bäume an. Da öffnete sich die Tür. Vor Schreck
stolperten die drei Freunde übereinander und küselten über den Boden.
„Mensch, die ist ja gar nicht alt und …“
„Komm endlich!“ Ralf und Mark hatten bereits
das Weite gesucht. Jochen rappelte sich auf und sah direkt in die Augen der
Hexe.
Er war wie erstarrt, obwohl er doch eigentlich
davonlaufen sollte.
„Hast du dir wehgetan?“ Die Hexe half ihm
vorsichtig auf. Eine sanfte Stimme, smaragdgrüne Augen und kurzes dunkles Haar.
Sie war jung und hübsch. Jochen sah sie zweifelnd an, als könne sie sich doch
noch in eine alte Frau oder etwas anderes verwandeln.
„Komm mit, ich möchte dein Knie drinnen
verarzten. Hab keine Angst, ich werde nicht plötzlich eine andere Gestalt
annehmen.“
Ihr Lachen war glockenhell. Konnte sie etwa
Gedanken lesen? Erst jetzt sah der Junge, dass sein Knie stark blutete. Mit
gemischten Gefühlen folgte er der Hexe in ihr Haus.
„Was machen wir denn jetzt? Er geht
tatsächlich mit der mit!“ Verzweifelt sah Ralf seinen neuen Freund an. Mark
zuckte ratlos mit den Schultern. Auch ihm saß der Schrecken noch in allen
Gliedern.
„Wir warten, bis er wieder raus kommt.“
„WENN er wieder rauskommt.“ Verzagt ließ sein
Kumpel den Kopf hängen.
Inzwischen hatte die Hexe drinnen Jochens Knie
verarztet.
„Was ist das für eine Salbe?“, erkundigte der
sich argwöhnisch.
„Krötenfett, Schneckenschleim und noch ein
paar geheime Zutaten, die ich dir leider nicht verraten kann.“ Sie beugte sich
dicht an sein Ohr und flüsterte: „Berufsgeheimnis.“
„Bist du eine … eine …“
„Eine Hexe? Finde es selbst heraus!“ Prüfend
wanderte sein Blick durch die Küche, die eigentlich ganz normal aussah. Naja,
bis auf den großen altmodischen Kessel über der Feuerstelle, die vielen
Kräuter, die überall zum Trocknen hingen und ein Regal mit seltsamen Flaschen
und Behältern. Aber weder Hexenbesen noch Zauberstab konnte er entdecken. Die
junge Frau war ganz normal gekleidet: Jeans und weißes Shirt.
„Übrigens heiße ich Laura.“ Wieder ertönte ihr
helles Lachen. Der unfreiwillige Gast merkte, dass er rot anlief.
„Ich bin Jochen“, stotterte er.
„Klar!“ Die grünen Augen blitzten. „Möchtest
du einen Kakao oder einen Tee?“ Er glaubte fast, ein Schnurren in ihrer Stimme
zu hören.
„Wo ist deine Katze?“
„Welche Katze? Ach so, die. Na sie kommt und
geht, keine Ahnung, wo sie grad ist. Also, doch lieber Kakao?“ Lauernd sah sie
ihn an. Sie sieht selbst aus wie eine Katze, dachte der Junge.
„Danke, aber ich muss los. Meine Freunde
warten auf mich.“
Laura nickte.
„Vielleicht nächstes Mal. Bring doch Ralf und
Mark einfach mit.“
Nichts wie raus hier! Woher wusste die die
Namen seiner Freunde? Und schon rannte er los.
Draußen war die Erleichterung groß.
„Mensch, du lebst!“
„Erzähl mal!“
„Wie sieht es bei der aus?“
„Du hast hoffentlich nichts gegessen!“ Und
Jochen erzählte - natürlich nur das Gute. Laura war wunderschön und hatte sein
Knie verarztet, ihm dann auch etwas zu trinken angeboten. Nein, einen
Zauberstab hatte sie wohl nicht, auch keinen Hexenbesen. Aber nächstes Mal
sollte er seine Freunde mitbringen.
„Ja klar, dann hat sie uns alle drei auf einen
Streich“, sagte Ralf.
„Ist sie denn nun eine Hexe?“, erkundigte sich
Mark.
„Woher soll ich das wissen?“ Jochen zuckte die
Schultern.
„Wenn deine Wunde morgen verheilt ist, dann
hat sie Hexenkräfte“, entschied Ralf.
„Genau! Wir dürfen zu Hause aber nicht
erzählen, wo wir waren!“, warnte Jochen.
Auf dem Weg kreuzte die schwarze Katze ihren
Weg. Sie machte einen Buckel und fauchte. Jochen nahm einen Stein auf und warf
ihn nach dem Tier.
„Ich glaube, du hast sie getroffen“, meinte
Ralf zufrieden.
„Hoffentlich nicht. Wie könnt ihr nur so
gemein sein?“ Der eigentlich weichherzige und tierliebe Mark wunderte sich
einmal mehr über das Verhalten seiner Kameraden.
Am nächsten Morgen war Jochens Knie vollkommen
in Ordnung, nicht einmal Schorf hatte sich gebildet.
„Also ist Laura doch eine Hexe“, murmelte er.
Nach der Schule beratschlagten sie eifrig.
„Wir müssen sie von hier vertreiben!“
„Sollen wir nicht erst nochmal am Haus
vorbeischauen?“ Mark war trotz aller Beweise unsicher. Das konnte nicht verkehrt
sein, also stimmten alle zu. Allerdings war wie immer Vorsicht geboten. Im
Vorgarten sahen sie Laura beim Himbeeren pflücken - sie humpelte leicht. Jochen
zog die anderen zur Seite und erzählte von seinem Verdacht:
„Auf ihrem Grundstück und im Haus ist sie ein
Mensch und draußen auf der Straße eine Katze. Seht selbst, gestern habe ich sie
mit dem Stein verletzt, und heute humpelt sie.“
Mark sah ihn noch immer zweifelnd an. „Sollen
wir das nicht lieber erst unseren Eltern erzählen?“
Jochen schüttelte den Kopf.
„Dann bekommen wir tierischen Ärger. Wir
dürfen ja nicht mal in die Nähe des Hexenhauses. Nein! Das erledigen wir
selbst!“
Nun wurde ein Schlachtplan entworfen.
Und am nächsten Morgen schwänzten die drei
Helden die Schule, um ihr finsteres Vorhaben in die Tat umzusetzen. Diesmal
kamen sie von hinten um das Haus herum und kletterten über den Holzzaun.
Jochens Hände zitterten leicht, als er die mitgebrachte Stoffbluse, die in
einer Dose steckte, anzündete - er verbrauchte drei Streichhölzer dafür - und
durch ein offenstehendes Fenster in ein Zimmer an der Rückseite des Hauses
warf. Synthetik fängt bekanntlich schnell Feuer, und schreiend wälzte sich der
Junge kurz darauf am Boden. Er hatte sich die Hand verbrannt. Doch auch die
Gardinen standen inzwischen lichterloh in Flammen. Plötzlich wurden Stimmen
laut. Die Jungen standen unschlüssig herum. Sollten sie ihren Kameraden einfach
wieder einmal zurücklassen? Dann ging alles ganz schnell. Wasser spritzte durch
das Fenster, und noch schwelende, leicht verkohlte Vorhänge flogen in den
Garten.
Eine Frauenstimme überschlug sich:
„Was ist denn hier los?!“
Eine schwarze Katze zischte miauend an ihnen
vorbei über den Zaun, und ein kleines Mädchen rannte jauchzend mit
ausgebreiteten Armen auf Mark zu.
„Jenny!“
„Drinnen ist ein Feuer, das riecht so gut!
Aber ich musste raus!“, berichtete sie mit glänzenden Augen.
„Mark! Was tut ihr denn hier?“ Streng klang
die Stimme seiner Mutter. Nun füllte sich der Garten langsam mit Frauen.
„Ralf, habt ihr etwas mit dem Feuer zu tun?“
Drohend kam Ilona auf ihn zu. Martha beugte sich über Jochen und rief um Hilfe.
Jetzt erschien auch Laura, die die Flammen endgültig gelöscht hatte. Zum Glück
hatte Merlin, der Kater, den Brand sofort bemerkt und sie darauf aufmerksam
gemacht. So konnte größerer Schaden verhindert werden.
„Aber, wir wollten doch nur …“, stammelte Ralf
hilflos. Während Laura ein Pulver auf Jochens Brandblasen gab, erstatteten die
anderen kleinlaut Bericht.
„Wie könnt ihr nur so dumm sein und so
unverantwortlich handeln?!“, fragte Ilona kopfschüttelnd. „Wir hätten alle
verbrennen können!“
„Ganz unschuldig seid ihr ja nicht“, stellte
Hazel fest. „Was erzählt ihr euren Kindern auch solche Geschichten - von wegen
Hexe und so!“ Beschämt senkten die Nachbarinnen den Blick.
„Aber wir konnten doch nicht wissen, dass ihr
… wieso seid ihr eigentlich alle hier?“, fragte Mark kleinlaut.
„Von dir hätte ich eigentlich mehr Herz und
Verstand erwartet, Mark, ich bin sehr enttäuscht“, sagte seine Mutter ernst.
„Laura hat uns alle zu Kaffee und Kuchen eingeladen, damit endlich diese blöden
Gerüchte aufhören. Und dann kommt ihr daher und fackelt ihr beinahe das Haus
über dem Kopf ab! Solltet ihr nicht stattdessen in der Schule sein und lernen?“
„Tja, Jochen, hoffen wir, dass die Hand ebenso
schnell wie dein Knie heilt“, schmunzelte Laura und setzte nur für ihn hörbar
hinzu:
„Wäre es die linke gewesen, mit der du das
Feuer gelegt hast, so würde ich gewiss für ein lebenslanges Andenken sorgen. So
aber - na, wir werden sehen …“
Dem Jungen lief ein Schauder über den Rücken.
Woher wusste die Hexe, dass er Linkshänder war? Es war und blieb rätselhaft und
unheimlich. Am Ende waren sich alle im Ort einig, dass Laura doch eine
wunderbare Nachbarin war, der man großes Unrecht getan hatte - alle bis auf
Jochen, der da so seine Zweifel hatte.
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