Montag, 16. Juni 2025

Traumziele zur Sommersonnenwende

 

In Deutschland ist die Sommersonnenwende weniger bekannt und im Laufe der Zeit in Vergessenheit geraten. Doch unsere Nachbarn im Norden, Westen  und Osten zelebrieren sie einzigartig.




In Skandinavien ist Mittsommer bzw. Midsommar ein fröhliches Fest mit Blumenkränzen, Tänzen und Lagerfeuer.


Diese Nacht um den 21, Juni steht für:

Lebensfreude und Licht

Die Verbindung zur Natur

Den Übergang vom Frühling in den Hochsommer

Dankbarkeit für Wachstum und Fülle



In
Schweden wird die Sommersonnenwende bereits seit Jahrhunderten zelebriert. Die Zeit der „Weißen Nächte“ beginnt, denn die Sonne hat die Dunkelheit besiegt.

Häuser und Gärten werden zuvor mit Blumen und Girlanden verziert, es wird gemeinsam gebastelt und ausgiebig gespeist, Blumenkränze schmücken das Haar der Frauen und Mädchen beim Tanz um die Mittsommerstange („Midsommarstången“).




 Mittsommer findet in Norwegen zur Sommersonnenwende statt und wird vielerorts mit großen Feuern gefeiert. Eines der berühmtesten Mittsommerfeste des Landes gibt es in Bergen.




 In Finnland veranstalten die Menschen gerne Grillabende mit Feuern und fröhlichen Volkstänzen unter der Mitternachtssonne.




 In Dänemark wird die Sommersonnenwende mit einem Johannisfeuer der besonderen Art zelebriert. Der Abend von Mittsommer wird in Dänemark Sankt Hans genannt.

Bei dem Feuer wird eine Strohhexe mitsamt ihrem Besen verbrannt, die so symbolisch auf den Blocksberg in den Harz zurückgeschickt werden soll.

 

Richtig mystisch wird es rund um den Steinkreis in Stonehenge in der Nacht der Sommersonnenwende. Am 21. Juni erhebt sich die Sonne genau um 4 Uhr 45 hinter dem sogenannten „Heel Stone“ und wirft ihr Licht durch den Steinkreis ins Zentrum der Anlage. Dieser Moment markiert den Beginn des längsten Tages des Jahres.

Natürlich nehmen auch Druiden der Neuzeit an den Feierlichkeiten teil. Dadurch wird die britische Sommersonnenwende zu einem spirituellen bunten Fest aus Trommelkreisen, barfüßigen Tänzen und meditativen Gesängen.




 In Polen und Teilen Russlands gehört die Kupala-Nacht zu den ältesten traditionellen Festen. Zwar bezieht sich der heutige Name Iwan Kupala auf den christlichen Feiertag von Johannis dem Täufer, doch die Ursprünge des Festes gehen auch hier auf vorchristliche Bräuche zurück. 

Sie beziehen sich auf die Elemente Wasser, Erde und Feuer. Die Sommersonnenwende wird gerne an den Ufern von Flüssen gefeiert, denen zu dieser Zeit eine heilende Wirkung nachgesagt wird. Mit Kerzen geschmückte Kränze werden zu Wasser gelassen. Neben dem Sammeln von Kräutern und Beeren begeben sich Menschen auf die symbolische Suche nach der „Farnblume“. Der Legende nach soll diese mythische Pflanze nur in der kürzesten Nacht des Jahres blühen. Wer sie findet, wird dem Glauben nach mit grenzenlosem Wissen belohnt.




 Quelle: https://www.merian.de/reisetrends

 

Tipps für Daheimgebliebene :

Barfuß durch das Gras gehen und die Erde unter den Füßen spüren

Wünsche auf kleine Zettel schreiben und um Mitternacht dem Feuer übergeben

Einen Wunschstein bemalen oder verzieren und im Garten oder in einem Blumentopf platzieren

 



Hier zwei kleine Geschichten für euch:


Das Mittsommernachtsfest

Die Kobolde waren aufgeregt. Heute Nacht sollte ein großes Fest stattfinden, das Mittsommernachtsfest. Schon Tage vorher wurde eifrig gebacken. Jetzt musste noch der Platz geschmückt werden, überall wurden Laternen und Girlanden aufgehängt.

Mutter hatte die letzten Blaubeerpasteten aus dem Ofen geholt und sie mitsamt dem Blech zum Abkühlen auf das niedrige Fensterbrett der kleinen Behausung gestellt.

Sie sah nicht den schwarzhaarigen Kopf mit den spitz zulaufenden Ohren und auch nicht die kleine Hand, die gierig nach einer Pastete griff.

„Au!“




Das war heiß! Mit einem schrillen Schrei ließ der Kobold die Pastete zu Boden fallen und hüpfte von einem Bein auf das andere.

„Nepomuck!“ Mutter kam aus dem Haus gelaufen und schwang drohend das Nudelholz über dem Kopf. „Hast du dich verbrannt? Das geschieht dir recht, wenn du nicht abwarten kannst bis das Fest beginnt! Was bist du aber auch für ein Lümmel!“

Schuldbewusst schielte Nepomuck zu Boden. Die schöne Pastete! Aber dann suchte er doch lieber das Weite.

Auf dem großen Dorfplatz stellten sie schon die Tische und Bänke auf. Nepomuck machte sich nützlich und kletterte auf einen Baum. Von dort aus gab er den arbeitenden Kobolden gute Ratschläge.

Die Eule, die auf dem Ast zu schlafen versuchte, war verärgert.

„Schämst du dich nicht? Keiner ist so faul wie du!“, schimpfte sie.

„Pfff…“, machte Nepomuck.

 Das war zu viel für die Eule und sie hackte den Kobold kräftig in den Allerwertesten. Zufrieden sah sie zu, wie Nepomuck das Gleichgewicht verlor und eine Etage tiefer auf dem Rasen landete. Dort stolperte zu allem Überfluss ein älterer Kobold über ihn, der einen Krug mit Quellwasser transportierte.

„Hast du denn nichts anderes zu tun, als hier faul rumzuliegen?“, meckerte er und rappelte sich mühsam auf.

Nepomuck rieb sich die Stirn, dort wuchs ganz langsam eine dicke Beule. Der andere Kobold ging brummend davon, um neues Wasser zu holen, denn sein Krug war jetzt natürlich leer.

,Das Beste wird sein, ich verkriech mich irgendwo. Dann bin ich keinem im Weg‘, dachte Nepomuck und blickte sich suchend um.

Da hinten war ein Heuhaufen, welch ein Glück. Das war genau das Richtige und weich noch dazu. Der kleine Kobold verschwand dahinter so schnell er konnte, lehnte sich mit dem Rücken gegen das duftende Heu und war sofort eingeschlafen.

Er hörte nicht, wie man nach ihm rief. Er hörte auch nicht den lustigen Koboldgesang und die zarte Elfenmusik. Er wurde erst wach, als die anderen Koboldkinder um Mitternacht mit ihren Laternen um den Platz gingen und jemand ihn rüttelte.

„Nepomuck!“

Verschlafen rieb er seine Augen und stand auf.

„Ich habe Hunger“, sagte er.

Einer der Kobolde lachte: „Wir haben alles längst aufgegessen, es gibt nur noch Limonade und Fichtennadelsud.“

Fichtennadelsud ist ein Schnaps für die Erwachsenen. Nepomuck lief schnell zu den Tischen. Nicht eine Blaubeerpastete hatten sie übrig gelassen, nicht mal einen Keks.

Traurig sah der kleine Kobold vor sich hin. Schuld hatte er ja selber. Hätte er geholfen wie die anderen auch und sich nicht gedrückt, dann wäre er nicht hinter dem Heuhaufen eingeschlafen sondern hätte seinen Spaß gehabt. Über ihm kreiste schadenfroh die Eule.

„Nepomuck, da bist du ja! Wir haben schon überall nach dir gesucht!“

Seine Mutter trug ein Tablett und darauf lagen drei Blaubeerpasteten. Nepomuck traute seinen Augen nicht.

„Ich weiß doch, wie gern du die isst“, lachte Mutter.

Es gibt Momente im Leben eines Kobolds, die sind unbezahlbar. Und dies war einer davon. Mit leuchtenden Augen griff Nepomuck zu.

„Danke, Mutter …“, nuschelte er mit vollem Mund. „Beim nächsten Fest werde ich fleißig mit zupacken, das verspreche ich dir!“

Mutter strich ihm mit einem zufriedenen Lächeln über den Kopf mit dem zerzausten Haarschopf. Sie war sich ganz sicher: der kleine Kobold hatte seine Lektion gelernt.

 

Aus dem Kinderbuch „Geschichten aus dem Reich der Hexen, Elfen und Kobolde“.




https://buchshop.bod.de/geschichten-aus-dem-reich-der-hexen-elfen-und-kobolde-christine-erdic-9783735790729

 

Mittsommernachtsfest

Schon früh am nächsten Morgen beginnen die Vorbereitungen für das große Fest. Ja, endlich ist es soweit, am Abend steigt das Mittsommernachtsfest. Wir sind schon ganz ungeduldig und beobachten voller Spannung unsere kleinen Waldbewohner, wie wir sie jetzt nennen. Die laufen emsig hin und her und schmücken die Lichtung mit Girlanden und Lampions. Baumstümpfe werden herbeigeschleppt. Die sind doch viel zu schwer für die Kobolde. Wir bieten unsere Hilfe an und werden gleich mit eingespannt. Eine Gruppe von Kobolden studiert etwas abseits Kunststückchen ein. Aus den kleinen Häuschen weht der köstliche Duft von Plätzchen herüber.

Mein Magen knurrt vernehmlich, aber an Frühstück scheint heute niemand zu denken.

Jeder ist mit irgendetwas beschäftigt, sogar die Kleinsten helfen schon fleißig mit.

Endlich werden Kekse und Saft verteilt. Am Abend wollen wir Würstchen grillen, mal sehen ob unsere Kobolde die mögen. Bis jetzt haben wir niemanden Fleisch essen sehen. Es gab nur Gebäck und Früchte.

Das Fest beginnt mit einem großen Fressgelage, bestehend aus kleinen Kuchen, Keksen, Plätzchen, mit Waldbeeren gefüllten Pasteten, süßer Grütze, Honigwein, Brombeersaft und natürlich ... „Fichtennadelsud!“, stöhnt Vater, der die kleinen Gläschen zuerst entdeckt hat.




Aber alles schmeckt wirklich lecker, das muss dann auch Vater zugeben. Nur unsere Würstchen kommen nicht recht an. Wir müssen sie alleine essen. Wenige Kobolde probieren davon und spucken den ersten Bissen gleich wieder aus.  „Das ist nicht das Richtige für unsere zarten Geschmacksnerven, müsst ihr wissen“, stellt Nepomuck mit gerümpfter Nase bedauernd fest und wendet sich schmatzend wieder seiner Waldmeistergrütze zu.

Nachdem der größte Hunger gestillt ist, beginnt eine Koboldkapelle zu spielen. Koboldmädchen führen eine Art Volkstanz auf, und die Akrobaten zeigen ihre Kunststückchen. Sie tanzen auf den Seilen zwischen den Bäumen, schlagen Rad und machen allerlei Komisches. Zwischendurch wird getanzt, gesungen und natürlich weitergegessen. Vater filmt mit seiner Kamera. Inzwischen zeigen Honigwein und Fichtennadelsud erste Wirkungen. Einige Kobolde liegen lallend auf der Wiese, bei anderen haben sich die Zungen buchstäblich verhakt. Sie versuchen komische Laute zusammenzustückeln und schütteln hilflos den Kopf. Wieder andere balgen sich in einem bunten Knäuel auf dem Boden. Dazwischen tummeln sich Kinder, und Babys schlafen auf dem Schoß ihrer Mütter einfach ein. Nelly kommt zu mir gekrabbelt und lehnt sich an meine Schulter. Sie brabbelt etwas und saugt zufrieden an ihrem Schnuller. Mit ihren großen dunklen Augen betrachtet sie die Kobolde auf der Tanzfläche.

Plötzlich wird es dämmrig, nur für kurze Zeit. Aber das ist der Höhepunkt des Festes. Raketen werden in den Himmel geschossen und versprühen ihre leuchtende Pracht in allen Farben. Rings um den Platz werden Fackeln entzündet, und in den Bäumen erglühen bunte Lampions. Die Kinder bekommen Laternen in die Hände gedrückt und starten ihren Umzug rund um das Festgelände. Wieder spielt die Kapelle, und spätestens jetzt wacht auch der letzte Kobold aus seinem Rausch auf. Es ist Mittsommernacht! Am Nordkap geht die Sonne heute nicht unter! Leute, das muss gefeiert werden! Heute siegt das Licht über die Dunkelheit, der Tag über die Nacht! Wer will da noch schlafen? In der Mitte des Platzes wird ein großes Feuer entzündet, alle tanzen darum herum und werfen kleine Wunschzettel in die Flammen. Heute werden sich alle Wünsche erfüllen, ob groß, ob klein.

Das Fest dauert die ganze Nacht, die eigentlich keine ist, bis in den Morgen. Dann sammeln die Frauen den Morgentau in kleinen Fläschchen. Später werden sie diesen Tau für ihre Medizin verwenden. Nur ein paar Tropfen des edlen Taus, gesammelt an diesem besonderen Morgen, wirken wahre Wunder, sagt man. Sie sind Heilmittel und veredeln zudem jeden Kuchen. Das hat uns Nepomuck zuvor erzählt. Das Kostümfest bei den Kobolden war schon wunderbar, aber das Mittsommernachtsfest ist einfach überwältigend. Schade, dass es schon wieder vorbei ist!

 

Aus dem Kinderbuch „Nepomucks Abenteuer“




https://buchshop.bod.de/nepomucks-abenteuer-christine-erdic-9783837010046

 

 

 ©byChristine Erdic

 

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