Die türkische Ägäisküste ist, abgesehen von
Reisezielen wie Bodrum, Kuşadası und Marmaris, in Deutschland weitaus weniger
bekannt als die türkische Mittelmeerküste, die schon lange eine Hochburg des
internationalen Tourismus ist. Wer jedoch einen
individuellen Urlaub abseits der All-Inklusive-Hotels bevorzugt, der ist an der
nördlichen Ägäis genau richtig.
Hier merkt man, dass man sich im Morgenland
befindet. Traumhafte Landschaften, türkisfarbenes Meer und ein unvergleichlich
blauer Himmel – ein Lichterspiel der Harmonie.
Izmir, Metropole zwischen Moderne und
Tradition
Die 4 Millionenmetropole Izmir lockt mit
ihrem bunten Basar Kemeraltı, und modernen Einkaufszentren. Hier verbinden sich
Geschichte, Tradition und Moderne. Freundlichen, aufgeschlossenen und
hilfsbereiten Menschen begegnet man überall. Die Perle der Ägäis bietet ein
orientalisches Flair mit lockerem und tolerantem Lebensstil. Mit seiner 8500
Jahre alten Geschichte ist sie eine der ältesten noch bewohnten Städte der Welt.
Den Uhrturm im Stadtzentrum Konak, der
zugleich Wahrzeichen der Metropole ist, und der Stadt Izmir im Jahr 1901 von
Abdülhamid II., anlässlich des 25. Jahrestags seiner Krönung,gestiftet wurde. Übrigens ist die Turmuhr ein Geschenk
des deutschen Kaiser Wilhelm II.
Einen Bummel über den Basar Kemeraltı. Hier
befindet sich ein wahres Einkaufsparadies für Kleidung, Kräuter, Schmuck, Gold,
Souvenirs und Hausrat aller Art.
Dönerbuden, kleine Fischrestaurants mit schmackhaftem Calamari und Stände mit frisch
gepresstem Saft sorgen für das leibliche Wohl. Empfehlenswert sind auch die mit Reis gefüllten Muscheln,
die in den hinteren Gassen Richtung Karawanserei angeboten werden.
In der Kızlarağası Hanı-Karawanserei fühlt man sich in osmanische Zeiten
zurückversetzt. Im Jahre 1744 erbaut, beherbergt sie heute kleine Läden mit
allerlei Kunsthandwerk, Lederwaren, Souvenirs, Silberschmuck und Teppichen. Im
oberen Stockwerk befinden sich kleine Werkstätten. In der Mitte lädt ein großer
Platz zum Verweilen ein. Wie wäre es mit einem çay -türkischen Tee, einem kahve
– türkischen Mokka oder einer leckeren
hausgemachten Limonade? Wer einen Cappuccino oder Kaffee Latte bevorzugt, ist
in einer Seitengasse gut aufgehoben, wo sich im orientalischen Stil ein Café an
das andere reiht.
Asonsör – Hıstorischer Aufzug: Der im Jahre
1907 erbaute historische Aufzug verbindet
die Straße Mithatpaşa Caddesi und das Viertel Halil Rifat Paşa miteinander. Vom
Restaurant aus hat man einen unvergleichlichen Blick über Izmir und die Bucht.
Die Häuser in der Dario Moreno-Straße verleihen dem Viertel ein besonderes
Flair.
Eine Schifffahrt von Konak quer über die
Bucht von Izmir nach Karşıyaka oder Bostanlı.
Einkaufen und Rasten in Mavibahçe. Dieses
Einkaufszentrum ist eines der größten in Izmir und besticht mit einem liebevoll
angelegten Innenpark, der von kleinen Restaurants gesäumt ist.
Die Agora
In der Antike fanden hier politische
Versammlungen statt und das
Volk tätigte seine Einkäufe. Die Agora von Izmir, die aus der Zeit der Römer
stammt, gilt als die größte Agora.
Ausflugsziele ab Izmir
Ephesus
Einst war sie eine große und reiche
Handelsstadt, heute lassen nur noch die Ruinen ihre ehemalige Größe erahnen.
Gut eine Autorstunde von Izmir entfernt und nahe Selçuk liegt die antike Stadt
Ephesus. Der Artemistempel gehörte zu den Sieben Weltwundern. Ephesus ist eine
der am besten erhaltenen Siedlungen der Antike. Sehenswert sind vor allem das
Große Theater, die Marienkirche, die Celsus-Bibliothek, die Hanghäuser, der
Hadriantempel und das Odeion, ein antikes Theatergebäude.
Ein Touristenmagnet sind die vielen Katzen, die in den Ruinen der einst so mächtigen Stadt leben. Diese wurden von Ausgrabungsteams dorthin gebracht, damit sie das Gelände vor kleineren Nagetieren beschützen! Im Archäologischen Museum in Selçuk kann man unter anderem Statuen der Artemis bewundern.
Ein Touristenmagnet sind die vielen Katzen, die in den Ruinen der einst so mächtigen Stadt leben. Diese wurden von Ausgrabungsteams dorthin gebracht, damit sie das Gelände vor kleineren Nagetieren beschützen! Im Archäologischen Museum in Selçuk kann man unter anderem Statuen der Artemis bewundern.
Meryem Ana – Das Haus der Mutter Maria
Das
Haus der Mutter Maria in der Nähe von Selçuk ist eine der meistbesuchten
Pilgerstätten der Türkei, sowohl für Christen als auch Moslems.
Hier
soll Maria, die Mutter von Jesus, bis zu ihrem Tod gelebt haben. Das kleine
Haus aus Stein ist heute eine liebevoll geschmückte Kapelle, die sogar schon
von drei Päpsten beehrt wurde.
Dem
Quellwasser aus den Brunnen neben dem Haus sagt man eine große Heilwirkung nach.
Eine
in der Türkei weit verbreitete Tradition ist es, seine Wünsche auf ein Band,
Tuch oder Papier zu schreiben und an Bäumen oder Wänden zu befestigen. So
sieht man auch hier eine bunt geschmückte Wand, die eigens für diesen Zweck
eingerichtet wurde.
Weindorf Şirince
Hoch in den Bergen über Selçuk liegt das alte
Weindorf Şirince. Einst war es griechisch, die alten Häuser sind noch erhalten
bzw. werden liebevoll restauriert. Ein Weinladen reiht sich hier an den
anderen, dazwischen urige kleine Restaurants und Souvenirshops. Wir machen
unsere Weinprobe stets bei Mustafa, er bietet nebst köstlichem Granatapfel-
Pfirsich- und Brombeerwein auch einen hervorragenden Glühwein an.
Çeşme
Çeşme
bedeutet Brunnen, und tatsächlich fallen die vielen Brunnen ins Auge. Der
kleine Luft- und Badekurort, ca 80 Kilometer westlich von Izmir, erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Die
nahegelegenen feinen, fast weißen Sandstrände Pırlanta, Altınkum und Ilıca geben
dem Badegast eine Art Karibik- Feeling.
In Ilıca und Şifne schießen bis zu 60
Grad warme Thermalwasserquellen direkt aus dem Meeresboden in das glasklare
türkisfarbene Wasser. Das ganze Jahr über kommen Rheumapatienten, Menschen mit
Stoffwechsel- und Hauterkrankungen wie Schuppenflechte oder Asthmakranke nach
Cesme. Eine Kombination aus Thermal-, Thalasso-, Luft- und Schlammtherapien
bietet gute Heilchancen. Solche Therapien gibt es u.a. in den Hotels
Altınyunus, Sheraton Resort & Spa, Radisson SAS Resort & Spa Cesme und
im Club Hotel Ilica.
Eine
stetige kühle Brise sorgt auch in den heißen Monaten für Abkühlung.
Windgeschützt liegt dagegen der kleine Stadtstrand Tekke. Wer hier badet kann
gegen 17 Uhr die mit Musik in den Hafen einfahrenden Ausflugsschiffe beobachten.
Auf
jeden Fall sollte man die alte Burg von Çeşme, die aus genuesischer Zeit
stammt, besichtigen. Von hier hat man
einen großartigen Panorama-Blick über die Stadt und auf die Bucht, Die
nahegelegene ehemalige Karawanserei aus dem 16. Jahrhundert ist heute
ein stilvolles Hotel. Der Jachthafen Marina bietet dem Urlauber exklusive
kulinarische Genüsse. Wer es günstiger und preiswerter mag, der besucht eines
der Fischrestaurants an der Uferpromenade oder speist in der kleinen
Einkaufsstraße. Hier findet man auch landestypische Souvenirs.
Alaçatı
Alaçatı gilt aufgrund der günstigen
Windverhältnisse als internationales Surfer-Paradies.
Das ehemals griechische Dorf mit seinen
stilvollen Butik-Hotels ist heute überteuert aber durchaus sehenswert. Auch die
neuen Häuser im Ortskern werden im traditionellen Alaçatı-Baustil
errichtet Der einst so beschauliche Ort
erfreut sich ganzjährig eines gewaltigen Besucherbooms an aus- und inländischen
Touristen. Er ist auch Anziehungspunkt für Intellektuelle, Künstler,
Geschäftsleute und Filmschauspieler. Man sollte aber trotz erhöhter Preise
zumindest einmal einen Kaffee im Köşe Kahve oder einen türkischen Tee auf einem
der schattigen Hinterhöfe getrunken haben.
Richtige Schnäppchen kann man übrigens
samstags auf dem großen Kleidermarkt von Alaçatı machen. Und der angegliederte
Obst- und Gemüsemarkt ist einfach überwältigend mit seinem
breitgefächerten Angebot. Im April
findet das alljährliche ot festival, das Kräuterfest statt. Hier wird alles
Mögliche an Essbarem angeboten bis hin zu selbstgemachter Marmelade aus Obst
oder Gemüse. Natürlich gibt es ein abwechslungsreiches Programm zur
Unterhaltung. An diesen 3 Tagen schiebt sich eine bunte Menschenmasse durch die
engen Gassen.
Foça
Wer es ruhiger und besinnlicher mag, der ist
in Foça richtig. Der kleine, malerische Fischerort liegt 60 km nördlich von
Izmir und 50 km von Bergama - Pergamon entfernt. Mit seinem kleinen Jachthafen,
der Strandpromenade mit den kleinen Restaurants und seiner genuesischen Burg
zieht er vor allem auch einheimische Touristen an. Die Gassen mit ihren
typischen Häusern aus Sandsteinquadern und roten Dächern stehen inzwischen
unter Denkmalschutz. Kleine Buchten mit klarem kühlem Wasser laden zum Baden
ein. Mit Ausflugsschiffen geht es hinaus, um die vom Aussterben bedrohten
Mittelmeerrobben – fok zu beobachten. Eine Robbe ist übrigens auch das
Wappentier von Foça.
Pamukkale und Karahayıt
Die weißen Kalkterrassen von Pamukkale - Baumwollschloss
in der Nähe von Denizli ,rund 400 km südöstlich von Izmir, entstanden durch die
Aktivität uralter Thermalquellen und sind seit 1988 Teil des
UNESCO-Weltnaturerbes. Sie bieten nicht nur einen überwältigen Anblick, ihr 30
Grad warmes Thermalwasser wurde bereits von den Römern in der Antike zur
Heilung von Arthritis und Rheuma eingesetzt. Mittlerweile ist das Baden in den
natürlichen Wasserbecken von Pamukkale untersagt; die Terrassen dürfen heute
nur noch barfuß betreten werden, doch verschiedene Hotels bieten Badevergnügen
in eigens dafür geschaffenen Thermalbecken an.
Das Dorf Karahayıt ist weitaus weniger
bekannt und liegt doch nur gut 5 Kilometer von Pamukkale entfernt Auch hier
sprudeln heiße Quellen, die Felsen sind jedoch von dem eisen- und
schwefelhaltigem Wasser in knalligem Rot, Gelb und Grün gefärbt.
Buchtipp
Endstation Anatolien
Auswandern? Mit fast vierzig Jahren und zwei
schulpflichtigen Töchtern? Und noch dazu in den Orient?
Das Morgenland lockt mit bunten Basaren,
leuchtenden Farben, einem unvergleichlich blauen Himmel und geheimnisvollen
mondbeschienenen Nächten. Doch wie ist das wirkliche Leben hinter dem Schleier
der Illusionen?
Ein Buch, das das Leben schrieb!
Leseprobe aus dem Buch
Auf dem Basar
Ich stehe und staune über das bunte Treiben
auf dem Basar. Das hier kann man nicht mit einem Einkaufsbummel in Deutschland
vergleichen. Hier ist alles ganz anders! Fasziniert tauche ich in eine mir
eigentlich völlig fremde Welt ein, die mir doch sogleich vertraut ist. Der
Orient hat mich in seinen Bann geschlagen – mich aufgesogen, bis ich ein Teil
von ihm wurde. Gierig nehme ich die verschiedenen Gerüche auf. Vor dem kleinen
Laden baumeln getrocknete Auberginen und leuchtend rote Peperoni von der Decke
– der Duft von Oregano mischt sich mit einem anderen – undefinierbaren. Von
irgendwoher weht Kaffeegeruch herüber, der bekannte türkische Mokka, der in
kleinen Tassen serviert wird und immer jede Menge Satz hinterlässt. Man dreht
die Tasse geschickt um, indem man sie mit der Untertasse verschlossen hält. Es
findet sich fast immer jemand, der aus dem Kaffeesatz zu lesen vermag.
Nebenan hängen vornehmlich in Rot und Gelb
gehaltene Folklorekostüme, die vor allem Kinder bei Aufführungen und
Volkstänzen zur Schau tragen. Eine nostalgische Erinnerung an längst vergangene
Zeiten und das Osmanische Reich. Ich schlendere weiter. Hier in der Nebengasse
des Basars von Kemeraltı ist das Gewühl nicht ganz so groß.
Mein Ziel ist die
alte Karawanserei, in der früher die Karawanen mit ihren Kamelen Rast gemacht
haben. Heute sind kleine Geschäfte in den historischen Gemäuern untergebracht:
Teppiche, Silberschmuck, Lederartikel, Keramik, Wasserpfeifen für die Touristen
und noch so allerlei andere Geschenkartikel. Ich habe meine bestimmten
Anlaufziele. In einem Silberladen bekomme ich erstmal einen Apfeltee angeboten,
ich bin dort Stammkundin. Vielleicht kaufe ich heute ein paar Ohrringe,
vielleicht tauschen wir uns nur aus. Die Ladenbesitzerin stammt aus Diyarbakır
im Südosten des Landes. In einem ihrer Regale steht ihr Glücksbringer: ein
Kobold aus Norwegen, das Geschenk einer zufriedenen Kundin aus Skandinavien.
Die Karawanserei umrundet mit zwei Stockwerken einen großen Platz, auf dem man
türkischen Kaffee, Tee oder köstliche hausgemachte Limonade trinken kann. Wer
einen Cappuccino bevorzugt, ist in der Gasse rechts neben dem Gebäude bestens
aufgehoben. Hier reiht sich ein Café neben das andere. Man sitzt wahlweise
drinnen in orientalischem Flair oder draußen auf mit Kelims und Kissen
geschmückten Bänken. Hinter der Karawanserei werden Fleischspezialitäten, unter
anderem auch Döner angeboten.
Ich lasse mir zwei Dönertaschen für zu Hause
einpacken und schlendere nachdenklich
Richtung U-Bahnstation. Man ist bemüht, die alten Häuser von Kemeraltı zu
erhalten. Überall wird restauriert und verschönert. Viel zu lange wurde in
anderen Vierteln abgerissen und neu gebaut. Hohe Häuser verschandeln die
Uferpromenade, wo einst alte griechische Villen standen. Natürlich, die Stadt
ist gewachsen, noch immer strömen Menschen aus dem ganzen Land in die
Viermillionen-Metropole. Im Stadtteil Bayraklı entsteht – von vielen bestaunt -
das Manhattan Izmirs: hohe Gebäudekomplexe mit viel Glas und Luxus, oftmals
sogar mit eigenen Einkaufszentren. Ich hingegen freue mich über jedes unter
Denkmalschutz stehende Haus.
©byChristine Erdic
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