Der malerische Ort Thale im Harz hat allerhand zu bieten: Tierpark, Hexentanzplatz und Rosstrappe sowie ein auf dem Kopf stehendes Hexenhaus (ich berichtete zuvor).
Museum der Hexerei und der dunklen Mächte.
Was heute noch in Märchen, Sagen und Gruselgeschichten überliefert ist,
betrachtete man vor einigen Jahrhunderten als Realität. Dieses faszinierende
und einzigarte Museum führt Sie in eine Zeit zurück, in der Zauberei und das
„Böse“ überall lauerte. Im Glauben der Menschen waren Hexen, Vampire, Werwölfe,
Geister und andere Kreaturen der Nacht Bedrohungen, welche Tod und Verderben
brachten.
Finden Sie heraus, wozu man eine Hexenwaage, Drudensteine oder die Leber eines
Einhorns brauchte. Wie schützten sich die einfachen Leute vor den
wiederkehrenden Toten, die ganze Dörfer auslöschten? Woran erkannte man eine
Hexe?
Entdecken Sie Schicksale und Namen hinter den Ausstellungsgegenständen. Wie wurde z.B. die Bestie von Gévaudan erlegt, was hatte es mit den Hexen von Salem auf sich, weshalb mauerte man Katzen unter der Türschwelle ein und wozu benötigte man eine Hexenflasche oder die Hand eines Gehenkten? Was steckt hinter Spuk-Erscheinungen und wie wollte Giovanni Aldini, der „Frankenstein von Bologna“ Tote zum Leben erwecken?
Mit unzähligen Exponaten und deren Geschichte auf über 400qm Fläche – vom „Vampir von Venedig“, Flugsalben und Krötensteinen über das Grauen der Hexenprozesse bis hin zu Abwehrzaubern gegen den bösen Blick, Rezepturen für den Liebeszauber und der wahren Geschichte der „Zombies“ finden Sie in dieser einzigartigen Ausstellung vieles, was ungläubiger Staunen aber auch Fassungslosigkeit über das Wesen des Menschen vermittelt.
(Quelle und weitere Infos: https://www.bodetal.de/poi/obscurum-thale-1/)
Buchtipp:
Neuerscheinung: Der Schrei der Elster
Brandneu auf dem Büchermarkt ist der spannende
Mittelalterroman „Der Schrei der Elster“.
Jetzt auch als Print!
978-3753416397
Man schreibt das Jahr 1632, und die Pest wütet
in Europa. Während die Menschen in den Ballungszentren der großen Städte
dahinsiechen, suchen Regierung, Kirche und Gesellschaft nach Schuldigen. Jeder,
der sich von der Masse unterscheidet, gerät schnell in Verdacht und somit in
Gefahr, auf dem Scheiterhaufen zu landen. Sogenannte Hexenprozesse zwingen
unschuldige Menschen unter unerträglicher Folter, falsche Geständnisse
abzulegen. Betroffen sind in erster Linie jene Frauen, deren einziges Vergehen
darin besteht, sich mit Kräutern und Heilsalben auszukennen oder die Zukunft
vorhersehen zu can. Es ist das Zeitalter der Inquisition, die über Jahrhunderte
hinweg über ihre blutigen Opfer fordern soll.
Die Heilerin Brunhilde gerät in den Verdacht
der Hexerei und muss mit ihrer Tochter Maria aus der Stadt fliehen. Beim
fahrenden Volk finden sie Unterschlupf, doch schon bald sollen sich Marias
Albträume auf grauenhafte Weise erfüllen.
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Leseprobe aus dem Buch
Brunhilde wusste, dass es gefährlich war. Die
kleine Behausung lag am Rande der Stadt, und vorsichtshalber hatte sie die
Fenster verdunkelt, um das Flackern der vier weißen Kerzen zu verbergen. Eine
Kerze für jede Himmelsrichtung. Die etwa dreißigjährige Frau war mit einem
weißen Gewand bekleidet und trug ihr langes dunkles Haar offen. Langsam erhob
sie die Arme und sagte mit leiser anklagender Stimme: „Oh Hel, schau, was mit
deinen Töchtern geschieht. Deine Wiege wird ihnen zum Grab und dein Weg ein
glühender Pfad voller Schmerzen. Ich flehe dich an, im Namen Freyas, erhöre
meine Bitte, und gib mir eine Antwort.“
Die Kerzen flackerten stärker, und durch die
undichte Tür wehte ein kalter Wind. Das kleine Mädchen neben ihr hielt eine
Schale mit Wasser hoch über den Kopf und fröstelte in ihrem dünnen Kleid aus
grobem Leinenstoff. Das Haar reichte ihr bis an die Hüften und hatte fast den
gleichen Farbton wie das naturfarbene Leinenkleid. Eine Sache, die in den Augen
der Nachbarn seltsam war. Wie kam die Frau mit den dunklen Locken zu einem so
hellhäutigen und blonden Kind?
Maria war alles, was ihr geblieben war,
nachdem ihr Mann vor zwei Jahren von der Pest dahingerafft wurde. Irgendwie
schaffte es Brunhilde, sich und die Kleine durch Gelegenheitsarbeiten
durchzubringen. Das Herstellen ihrer Heilsalben aus Kräuterextrakten war
inzwischen zu einer gefährlichen Angelegenheit geworden, und sie verkaufte nur
noch an Stammkunden. Doch selbst da konnte man sich nicht sicher sein, und
lieber verzichtete sie bei einer zahlungsunfähigen Abnehmerin auf das Geld, als
sich diese zum Feind zu machen.
„Mama, es klopft!“ Brunhilde wurde aus ihren
Gedanken gerissen und blies geschwind die Kerzen aus. Maria wartete, bis ihre
Mutter alles in einer großen Holztruhe verstaut hatte und ging dann langsam zur
Tür. „Wieso verdunkelt Ihr denn so früh? Ich dachte schon, es sei niemand
daheim.“ Eine gebeugte alte Frau kam herein, und Brunhilde atmete erleichtert
auf.
„Wartet Mutter Brehm, ich zünde nur ein Licht
an“, sagte sie und lächelte freundlich. „Was kann ich für Euch tun?“
Die alte Frau litt seit langem an heftigen
Rückenschmerzen, und Brunhilde hatte da genau die richtige Salbe.
„Ich komme, um Euch zu warnen.“ Das hutzelige
Mütterchen hob sorgenvoll den Kopf und schaute der Jüngeren in die Augen.
„Man ist nicht gut auf Euch zu sprechen im
Ort. Manch einer behauptet gar, Ihr steht mit dem Teufel im Bunde.“
„Ihr wisst, dass dem nicht so ist. Ich
versuche nur, den Menschen zu helfen und ihnen die Schmerzen zu nehmen.
Ansonsten verrichte ich mein Tagwerk wie jeder andere hier auch. Ich besuche
regelmäßig die Gottesdienste und lasse mir nichts zu Schulden kommen“,
erwiderte Brunhilde mit ruhiger Stimme.
„Ja mein Kind, ich weiß. Wenn ich es nicht
wüsste, käme ich nicht hierher, um Euch zu warnen. Ihr solltet die Stadt gleich
morgen in der Früh verlassen. Sie richten schon neue Scheiterhaufen außerhalb
der Stadtmauern. Gestern hat die Erna aus der Gruberstraße gestanden und unter
der Folter Euren Namen genannt …“
„Habt Dank Mutter Brehm. So werden wir denn
die Stadt verlassen müssen, unser kleines Haus und das Wenige, was wir
besitzen. Es geht auch um das Leben meiner Tochter, nicht nur um meines. Was
soll aus ihr werden, wenn sie mich in den Kerker werfen?“ Schützend legte
Brunhilde den Arm um die Schultern des kleinen Mädchens, dessen Augen vor
Schreck weit geöffnet waren.
Nachdem Mutter Brehm mit einem Tiegel
Kräutersalbe die Hütte verlassen hatte, machten sich Brunhilde und Maria ans
Packen. Viel war es nicht, was sie mitnehmen konnten, nur das Nötigste,
verpackt in Leinenbeutel. Auch die große Truhe musste zurückbleiben, nachdem
ihr die wichtigsten Utensilien entnommen worden waren.
Mit einem letzten Blick in den armseligen
Raum, der ihnen dennoch so viele Jahre Heimat gewesen war, schlossen Mutter und
Tochter im Morgengrauen die Tür hinter sich. Ein neuer Weg lag vor ihnen,
niemand wusste, wohin er führen und wie er enden würde: Ihre Flucht hatte
begonnen.
Die Stadttore, die nachts aus
Sicherheitsgründen verschlossen wurden, waren bereits geöffnet, und die Land-
und Feldarbeiter konnten ebenso passieren wie die Grubenarbeiter und die
Händler mit ihren Karren. Brunhilde und Maria mischten sich unter das bunte
Volk und gingen ungehindert an den Torwachen vorbei. Die kontrollierten eher
jene, die in die Stadt hineinkamen. Beide atmeten auf, als sie die Stadtmauern
hinter sich gelassen hatten, aber auch jetzt galt es, vorsichtig zu sein.
Der Vogel hatte seine Schwingen ausgebreitet
und schwebte mehr als dass er flog. Schwarz wie Lack und weiß wie Schnee
glänzte sein Gefieder in der Morgensonne.
„Tschiriiiiiiiiiiik“, klang es fast zärtlich.
Maria streckte die Hand aus, und die Elster landete geschickt auf ihrer Schulter.
„Da bist du ja, Elsa“, sagte sie erfreut. Der
Vogel legte seinen Kopf zur Seite und betrachtete Maria aufmerksam mit seinen
schwarzen Augen. „Wo hast du nur gesteckt? Ich habe schon befürchtet, du
würdest uns nicht wiederfinden!“
Ihre Mutter lächelte nachsichtig.
„Elsa würde uns überall finden. So hat Hel
meine Bitte erhört und uns durch ihren Boten erneut ein Zeichen ihrer
Verbundenheit und ihres Schutzes gegeben.“
„Ist Elsa ein Bote Hels?“ Maria war etwas
verwundert, denn seit der Vogel vor ein paar Monaten entkräftet vor der Tür
gelegen und sie ihn aufgepäppelt hatte, war er handzahm geworden und kehrte
immer wieder zu dem kleinen Haus am Stadtrand zurück.
„Elstern gelten als Götterboten, aber sie
verkünden auch Unheil und Tod, sagt man. Hel selbst wird von Elstern begleitet
und ist auch bekannt als germanische Göttin des Todes und der Unterwelt.“
Das war unheimlich, und das Kind schauderte.
Es schaute zweifelnd auf Elsa, die sich mit ihrem scharfen Schnabel an einem
Knopf auf seinem Umhang zu schaffen machte.
Plötzlich gab der Vogel ein warnendes ,Schäck
schäck’ von sich und erhob sich in die Luft.
„Da kommt jemand.“ Brunhilde trat hastig
hinter eine Gruppe dichter Büsche und zog Maria mit sich. „Psssssssssst…“
Nach einer ganzen Weile hörten auch sie den
Hufschlag: Ein paar Reiter passierten auf ihren Pferden den unbefestigten Weg
und hüllten die Landschaft in eine dichte Wolke aus Sand und Staub. Erst als es
wieder ruhig war, kehrte Elsa zurück.
„Wo sollen wir nun hingehen?“ Mutter und Tochter
sahen sich ratlos an. „Wir haben weder Besitz noch Verwandte in der Nähe. Es
sei denn, wir schließen uns dem fahrenden Volk an, ich bin ja bei ihnen
aufgewachsen. Wenn ich nur wüsste, wo sie jetzt sind’’, überlegte Brunhilde
halblaut. Ihre Herkunft war auch ein Grund, weshalb man sie nie anerkannt hatte
in der Stadt, in die sie ihrem Mann damals gefolgt war.
Elsa erhob sich mit einem schrillen Schrei in
die Luft und flog davon.
„Was hat sie denn nun schon wieder?“ Aufgeregt
hielten die zwei Ausschau. Drohte erneut Gefahr? Doch es war nichts zu sehen,
und so setzten sie ihren Weg fort und entfernten sich immer weiter von der
Stadt.
„Schau, da ist Elsa ja wieder, und sie trägt
etwas im Schnabel“, sagte die Mutter. Die Elster setzte zum Landen an und ließ
einen Gegenstand auf den Sandweg fallen. Eine goldene Kette mit einem
Medaillon. Brunhilde hob ihn auf und erstarrte.
„Die Kette meiner Großmutter, der Anhänger mit
der Mondsichel! Das fahrende Volk muss ganz in der Nähe sein! Dort müssen wir
hin, dann sind wir in Sicherheit. Elsa, wo hast du die Kette gefunden? Führe
uns …“ Und der Vogel breitete langsam seine Flügel aus und stieg in die Luft.
©byChristine Erdic
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